Holstein Kiel – VfB Lübeck 2:0 (1:0)

„Wir sind Pokal!“

Holstein-Spaß und Freudentaumel beim Dimi-Doppelpack

Hut ab, Holstein Kiel. Nicht nur, dass die Störche in dem mit Spannung erwarteten Landesderby den Erzrivalen VfB Lübeck im „Schonwaschgang“ mit 2:0 „abseiften“, sondern die Erfolgsstory der KSV wurde unter Trainer Peter Vollmann diesmal sogar auch mit gleich fünf Akteuren aus der zweiten „Startreihe“ fortgesetzt. Mit Michael Niedrig, Christian Mikolajczak, Henning Grieneisen, Heiko Petersen und dem diesmal nimmermüden Thomas „Neubi“ Neubert zwang man eine indisponierte Erkenbrecher-Elf durch zwei Guscinas-Treffer (19./70.) in die Knie. Lohn für den Spaß und die Kieler Fußball-Lust ist der Einzug in das SHFV-Pokalendspiel. Dort treffen die Störche am 5. Juni auf den TSV Kropp. Über 4.000 Zuschauer im Holstein-Stadion feierten ihre Mannschaft am Ende mit standing ovations. Der Erfolg der Vollmann-Elf dürfte auch für die kommenden Aufgaben im Regionalliga-Abstiegskampf die dritte Luft entfachen.

Dunkelheit dagegen bei den Gästen aus der Hansestadt. Nach den sechs Spielen in der Liga blieb der VfB Lübeck auch im siebten Pflichtspiel in Folge ohne Sieg. Dabei standen Thomas Ollhoff, Artur Schefer und Enrico Neitzel etwas überraschend in der Startaufstellung. Dennis Kruppke fand sich diesmal zum Spielbeginn sehr zur Überraschung der 400 mitgereisten VfB-Fans auf der Auswechselbank wieder. Doch alle Umstellungen halfen nicht. Den von Chef-Coach Uwe Erkenbrecher zuletzt als „leblos“ eingestuften Grün-Weißen gelang die Wiederauferstehung auch im sonnendurchfluteten Kieler „Jungbrunnen“ nicht.

Die Holstein-Fans hatten schon vor dem Anpfiff das richtige Näschen. Mit dem 30 Meter langen Spruchband „Seit 1900 steht unser Stern am Himmelszelt, Holstein Kiel regiert die Welt“, gaben die Supporters unmissverständlich ihren Tipp für den Spielausgang des bevorstehenden Derbys ab. Aber auch während des Pokal-Schlagers zahlreiche gelungene Kommentare auf den Tribünen. „Das hat er von mir gelernt“, frohlockte zum Beispiel Holstein-D1-Talent Lauri auf der Gegengeraden schelmisch angesichts einer für die Pokal-Partie symptomatischen Aktion. In der 81. Spielminute hatte Youngster Fin Bartels den eingewechselten Lübecker Routinier Daniel Bärwolf per Beinschuss düpiert und damit den Gästen endgültig den letzten Nerv geraubt. Zehn Minuten zuvor hatte der Litauer Dmitrijus Guscinas mit seinem sehenswerten Kopfballtreffer nach einer Ecke von Christian Mikolajczak das 2:0 erzielt und den Einzug in das SHFV-Pokal-Endspiel endgültig unter Dach und Fach gebracht. Bis dahin hatte die KSV Holstein das Duell mit dem VfB klar unter Kontrolle und sorgte beim eigenen Anhang für ausgelassene Stimmung. Auch wenn Trainer Peter Vollmann mit der Leistung seiner Mannschaft „nicht immer zufrieden“ war, der Laune des Kieler Publikums taten einige kleinere Unzulänglichkeiten der Störche kaum Abbruch. Allein schon der Blick auf die Mannschaftsaufstellung machte vor dem Anpfiff Laune. Mit „Dimi“ Guscinas, Pavel Dobry und Thomas Neubert hatte Trainerfuchs Peter Vollmann gleich drei gelernte Stürmer in den Pokalfight geschickt. Eine Variante, mit der sich die ohnehin verunsicherten Lübecker zu keinem Zeitpunkt anfreunden konnten. Neben „Mr. Doppelpack“ Guscinas, Regionalliga-Goalgetter Dobry und dem engagierten Thomas Neubert, der seine ausgezeichneten Leistungen aus den Oberliga-Partien nun endlich auch einmal auf höherem Niveau bestätigen konnte, überzeugten vor allem auch der an diesem Tage im Zweikampf schier unbezwingbare Holger Hasse, der nach dem Spiel die tolle Atmosphäre im Holstein-Stadion lobte, sowie Wirbelwind Henning Grieneisen. Aber auch Schlussmann Adrian Horn konnte in seinem dritten Heimspiel als Nummer 1 der KSV erneut seinen Kasten sauber halten.

Aber nun zum Spiel… Die Kieler Führung in der 19. Minute war der gerechte Lohn für die konzentrierte Leistung in der Anfangsphase. Mit einer feinen Einzelleistung und einem satten 14-m-Schuss brachte Guscinas sein Team in Führung. Die Gäste sahen sich den Bemühungen der Platzherren recht hilflos gegenüber. „Wir konnten heute nicht die entscheidenden Akzente setzen, um Holstein unter Druck zu setzen“, zog VfB-Coach Erkenbrecher später ein treffendes Fazit. Einzig Thomas Ollhoff suchte immer wieder sein Heil in der Offensive, hing aber streckenweise in der Luft. Unterstützung seiner Mannschaftskameraden war Fehlanzeige. Den ersten Schuss Richtung KSV-Tor gab der Blondschopf in der 36. Minute ab, aber der aufgerückte Timo Neumann verpasste das Leder per Hechtkopfball haarscharf. Fortan kam der VfB besser ins Spiel, ohne allerdings etwas Zwingendes auf den Weg zu bringen. Die Kieler Führung war somit schon zur Halbzeit hochverdient.

Im zweiten Durchgang ging Holstein weiter konzentriert zu Werke. In der 66. Minute flankte Grieneisen scharf in den Lübecker 5-m-Raum, aber Fin Bartels verpasste aus sechs Metern das 2:0 für die Vollmann-Elf. Vier Minuten später dann das 2:0 durch Guscinas. Der KSV genügte in der Schlussphase der Partie die Aufgabe als Ergebnisverwalter und das sichtlich zufriedene Publikum machte sich bereit für die abschließende Finaleinzugs-Partie. Ein Fußball-Abend, der viel Spaß gemacht hat und von denen es in dieser Saison noch nicht ganz so viele zu bejubeln gab. So sah es auch Trainer Peter Vollmann, der sein Team nun bestens gerüstet sieht für den Regionalliga-Endspurt: „Nun haben wir Selbstbewusstsein getankt und können mit breiter Brust zum nächsten Punktspiel nach Mönchengladbach fahren, um 3 Punkte gegen den Abstieg zu sichern.“

Eine interessante Randnotiz. Die mehr als 4400 Besucher im Holstein-Stadion bildeten die größte SHFV-Pokal-Kulisse der Kieler Störche seit Mai 1978. Damals siegte Holstein vor 5.000 Zuschauern ebenfalls im Halbfinale mit 3:0. Gegner damals? Natürlich der VfB Lübeck… Im darauffolgenden Endspiel sicherte man sich den Titel durch ein 4:1 gegen den TSV Nord-Harrislee. (Patrick Nawe)

Holstein Kiel: Horn – Rohwer, Hasse, Petersen – Mikolajczak, Grieneisen, Niedrig, Breitenreiter, Neubert (59. Bartels) – Dobry (79. Kazior), Guscinas (85. Hauswald)

VfB Lübeck: Frech – Schröder, Neumann, Hirsch, Dogan – Kullig, Schäfer (57. Zimmermann) – Hoffmann (66. Bärwolf), Ollhoff, Neitzel (46. Kruppke) – Heun

Tore: 1:0 Guscinas (18.), 2:0 Guscinas (69.)

Schiedsrichter: Norbert Richter(Pansdorf)

Zuschauer: 4.437

Stimmen zum Spiel –>

Uwe Erkenbrecher (Trainer VfB Lübeck): Wir konnten nicht die entscheidenden Akzente setzen, um Holstein unter Druck zu setzen. Sicherlich ist es derzeit eine schwierige Phase für uns und wir müssen nun schauen wieder die Kurve zu bekommen.

Holger Hasse (Holstein Kiel): Es war ein schönes Spiel mit toller Atmosphäre. Die positive Entwicklung unseres Teams wird immer mehr deutlich. Die Umstellung in der Abwehrkette hat uns nicht gestört. Alle haben an einem Strang gezogen und standen sehr sattelfest.

Dietmar Hirsch (VfB Lübeck): Wir nehmen uns jedes Spiel viel vor, sind heiß und motiviert die Negativserie zu stoppen, aber am Ende stehen wir wieder mit leeren Händen da. Das Team war stets bemüht die Partie zu bestimmen. Leider fehlte die Durchschlagskraft im Angriff und die notwendige Absicherung in der Defensive.

Aus dem Holstein-Stadion berichten Patrick Nawe und Sven Hornung

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