Kinsombi und Ducksch entscheiden Sonntagskrimi

1. FC Heidenheim – Holstein Kiel 3:5 (1:2)

Holstein Kiel, das bedeutet aktuell Fußball-Feuerwerk. Mit 5:3 gewinnen die Störche erstmals in Heidenheim. Mann auf dem Feld war Marvin Ducksch, der mit einem Dreierpack (40., 43./Foulelfmeter und 84.) die Schusskunst des doppelten Scharfschützen Marc Schnatterer (9. und 52.) überbot. Zweimal hatte die Elf von Trainer Markus Anfang gar zurückgelegen, ließ sich aber zu keiner Minute aus ihrem Konzept bringen und feierte am Ende einen verdienten Auswärtsdreier gegen ab der 43. Minute dezimierte Gastgeber. Mathias Wittek hatte nach einer Notbremse an Marvin Ducksch glatt Rot gesehen.

KSV-Chefcoach Markus Anfang änderte seine Startelf zum starken 3:0 gegen den VfL Bochum vor der Länderspielpause auf einer Position. Aaron Seydel erhielt nach seinen zwei Testspieltreffern gegen Werder Bremen II (2:1) den Vorzug vor Kingsley Schindler.

Die Störche begannen mutig und hätten nach fünf Minuten die frühe Führung feiern können, aber Kevin Müller blieb im Eins-gegen-Eins mit Marvin Ducksch Sieger. Stattdessen schepperte es im Kieler Tor – und wie: Marc Schnatterer hämmerte das Leder aus 22 Metern mit einer unglaublichen Flugkurve in den Winkel zum 1:0 (9.). Die Hausherren wirkten wie befreit, erarbeiteten sich drei Ecken, verpassten aber den zweiten Treffer. Danach schalteten die Kieler einen Gang hoch und lösten sich aus der Umklammerung. Dominick Drexler hatte aus spitzem Winkel die Chance zum Ausgleich, wieder stand jedoch Müller im Weg (22.). Duckschs 17-Meter-Freistoß blieb an der hochspringenden Mauer hängen (27.). Müller im Heidenheimer Tor entwickelte sich zum Teufelskerl, als er Drexlers starken Heber noch mit einer Pranke vor der Linie wegkratzte (32.), mittlerweile wäre der Ausgleich verdient gewesen. Doch der Kieler Knoten sollte platzen – und wie: Alexander Mühling setzte Ducksch perfekt in Szene, der im Laufduell mit Mathias Wittek zum Ausgleich einschob (40.). Nur drei Minuten später zog Wittek wieder den Kürzeren, foulte Holsteins Mittelstürmer im Strafraum und sah zurecht Rot. Ducksch trat selbst zum Strafstoß an und passte das Ergebnis dem Spielverlauf an (43.). Mit 2:1 ging es für die starke Anfang-Elf in die Kabine.

Der zweite Durchgang begann mit druckvollen Schmidt-Schützlingen – und dem Ausgleich: Marnon Busch fasste sich aus 22 Metern ein Herz, der Schuss wurde gleich doppelt abgefälscht und schlug unhaltbar neben Kronholm ein (48.). Die dezimierten Heidenheimer setzten nach und hatten mit Schnatterer einen Scharfschützen der Extraklasse in ihren Reihen, der aus 23 Metern per Freistoß den nächsten Kracher in den Winkel zum 3:2 rausholte – erneute Wendung in diesem rasanten Zweitligaspiel (52.). Doch nach dem Hin ging es wieder her: Müller lenkte einen Ducksch-Strahl an die Latte, den Abstauber versenkte Dominick Drexler zum erneuten Ausgleich (53.). Beide Teams boten weiter Offensivfußball pur in Hochgeschwindigkeit. Doch wie lange würden die Kräfte der zehn Württemberger halten? Mitte der zweiten Halbzeit erhöhten die Störche den Druck, während der FCH sich auf die Igel-Taktik festgelegt hatte. Der Igel musste sich zwar nicht dem Hasen aber dem Storch geschlagen geben: Der eingewechselte David Kinsombi zwang nach einem Pfostenschuss von Drexler das Leder zum 4:3 ins Netz (81.). Ducksch köpfte eine perfekte Flanke von Weilandt über den wenig beneidenswerten Müller hinweg zum 5:3 (84.). Der Wahnsinn hatte seine Lauf genommen und letztlich einen verdienten Sieger gefunden. Erstmals gewann Holstein Kiel ein Spiel in Heidenheim – und dann gleich mit einem so wunderbaren 5:3-Spektakel.

Stimmen nach dem Spiel

Marvin Ducksch: „Wir kommen eigentlich stark ins Spiel, gehen dann aber durch einen super Sonntagsschuss in Rückstand. Wie wir dann zurückkommen spricht für die Moral der Mannschaft. Wir müssen uns nur ankreiden lassen, dass wir das Ergebnis vor der Pause nicht schon klarer gestaltet haben. Dann kommt Heidenheim mit allem Mut aus der Kabine und dreht das Spiel noch einmal. Aber, wie schon angedeutet, wir haben eine super Moral, haben immer an uns geglaubt und verdient gewonnen.“

Dominik Schmidt: „Es war wie in Berlin, nur das wir das Spiel am Ende gedreht haben. Respekt an die Mannschaft. Wir haben seit Berlin dazu gelernt, haben immer wieder nachlegen können und verdient gewonnen.“

Dominick Drexler: „Wir sind sehr froh, dass wir das glückliche Ende für uns gefunden haben. Wir hätte das Spiel viel früher entscheiden müssen, das müssen wir uns ankreiden lassen. Aber zweimal einen Rückstand zu drehen, ist aller Ehren Wert und daher bin ich absolut stolz!“

Sportchef Ralf Becker: „Das Spiel kann mit den zwei Toren der Heidenheimer kippen, aber mit welcher fantastischen Moral die Mannschaft das weggesteckt hat, freut mich riesig.“

Frank Schmidt, Trainer 1. FC Heidenheim: „Die Führung war in unserer Situation wichtig, hat aber leider nicht zu der nötigen Sicherheit geführt, die wir gegen eine Mannschaft wie Kiel gut hätten brauchen können. Nach der Auswechslung von Norman Theuerkauf hat uns hinten noch mehr die Ordnung gefehlt. In der zweiten Halbzeit hat meine Mannschaft zwar zunächst eine gute Mentalität gezeigt, aber nach der 3:2-Führung habe ich von ihr das klare Signal vermisst, dass für Kiel ab jetzt nichts mehr geht. Das war eine brutal enttäuschende Niederlage für uns.“

Markus Anfang, KSV-Trainer: „Wir haben ein sehr interessantes Spiel gesehen, das war Werbung für den Fußball. Ich muss den Jungs großen Respekt dafür zollen, wie sie nach dem 2:3 zurückgekommen sind. Wir hatten so ein ähnliches Spiel in der dieser Saison schon einmal abgeliefert, gegen Union Berlin. Damals haben wir 3:4 verloren, aber diesmal haben wir uns das Glück erarbeitet und hätten auch noch mehr Tore erzielen können. Aber wir heben jetzt nicht ab, solche Erfolge sind für uns keine Selbstverständlichkeit.“

Spielinfo

1. FC Heidenheim: Müller – Busch, Wittek, Kraus (83. Glatzel), Feick – Griesbeck, Theuerkauf (35. Pusch) – Skarke, Schnatterer (67. Lankford) – Halloran, Dovedan. Trainer: Schmidt
Holstein Kiel: Kronholm – Herrmann, Schmidt, Czichos, van den Bergh – Peitz – Seydel (59. Schindler), Drexler, Mühling (67. Kinsombi), Lewerenz (79., Weilandt)– Ducksch. Trainer: Anfang
Schiedsrichter: Zwayer (Berlin)
Tore: 1:0 Schnatterer (9.), 1:1 Ducksch(40.), 1:2 Ducksch (43., Foulelfmeter), 2:2 Busch (48.), 3:2 Schnatterer (52.), 3:3 Drexler (53.), 3:4 Kinsombi (81.), 3:5 Ducksch (84.)
Zuschauer: 10.300
Rote Karte: Wittek (43., Notbremse)

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