Mit Störche-Willen in Runde zwei

Holstein Kiel – Eintracht Braunschweig 2:1 (0:0)

Holstein Kiel bietet seinen Anhängern weiterhin wahre Fußballfeste. Zwei Elfmeter, Rote Karte, Schiedsrichter-Fehlentscheidungen – der 2:1-Pokalerfolg gegen Eintracht Braunschweig bot alles, was das Fußballerherz begehrt. Zudem war der Einzug in die 2. Runde hochverdient. Mit unglaublicher Moral und unzerstörbarem Willen drehte die Störche um ihre Torschützen Dominick Drexler (70., Foulelfmeter) und Marvin Ducksch (77.) die Gästeführung durch Kristoffer Nyman (47.) und machten aus dem Holstein-Stadion einen Pokal-Partytempel.

KSV-Trainer Markus Anfang reagierte auf das unglückliche 3:4 bei Union Berlin mit zwei Änderungen: David Kinsombi und Sebastian Heidinger für Dominic Peitz und den „Fußballgott“ Patrick Herrmann.

Steven Lewerenz krönte sein unwiderstehliches Tänzchen mit drei Braunschweigern nicht, da 1,96-Meter-Hüne Jasmin Fejzic mit einem Blitzreflex das Leder noch über die Latte kratzte (11.). Holstein drückte, drängte und schraubte das Eckenverhältnis in 20 Minuten auf 5:0 nach oben. Dominick Drexler setzte mit einem Traumpass Marvin Ducksch in Szene, der aus spitzem Winkel nur das Außennetz traf (20.). Kingsley Schindler hebelte mit dem Außenrist zwei Meter über die Latte (27.). Drexler schickte Schindler genial ins Eins-gegen-Eins mit Fejzic, wieder landete das Spielgerät nicht im, sondern am Netz (31.). Rafael Czichos köpfte eine Ecke über die Latte (33.). BTSV-Coach Torsten Lieberknecht hatte genug und brachte mit Quirin Moll einen zweiten Sechser für Innenverteidiger Steve Breitkreuz und stellte um auf ein 4-2-3-1. Die Kieler Führung war überfällig, da bekamen die „Löwen“ die Großchance aufs Silbertablett: Onel Hernandez fädelte im Strafraum geschickt gegen Dominik Schmidt ein, den fälligen Foulelfmeter ballerte Kristoffer Nyman allerdings rechts am Tor vorbei (36.). Die Statistik zur Pause: 9:3 Torschüsse, 58 Prozent Ballbesitz, 67 Prozent Zweikampfquote – das einzige, was Holstein nach dieser Wahnsinnshälfte fehlte war ein Tor.

Die zweite Hälfte startete unfassbar: Der bis dahin umsichtige Schiedsrichter Guido Winkmann verwehrte den Störchen trotz bester Sicht einen klaren Strafstoß, im Gegenzug vollendete Kristoffer Nyman zur Gästeführung (47.). Wenige Zeigerumdrehungen später die nächste zweifelhafte Entscheidung: Lewerenz zirkelte herrlich zum Ausgleich ein, doch Winkmann machte aus einer gleichen Höhe eine Abseitsentscheidung (55.). Das Holstein-Stadion antwortete mit einem gellenden Pfeifkonzert. Der Pokalfight hatte weiter alles für die 10.000 Fans parat: Drexler schickte Ducksch Richtung Ausgleich. Joseph Baffo streckte den Angreifer im Strafraum nieder und sah folgerichtig Rot. Den fälligen Strafstoß verwandelte Drexler zum mehr als verdienten Ausgleich (70.). Das Holstein-Stadion kochte und die Störche brannten: Lewerenz schickte mit einem Traumpass Ducksch auf die Reise, der Fejzic düpierte und zum 2:1 traf (77.). Mit unglaublicher Moral und unzerstörbarem Willen hatte die Anfang-Elf das Ding gedreht.

Stimmen nach dem Spiel

Rafael Czichos: „Wir haben richtig guten Fußball gezeigt, eine Topmannschaft der 2. Bundesliga an die Wand gespielt, einen Elfmeter gegen uns gut weggesteckt, sind nach dem 0:1 zurückgekommen – ich denke, unsere Leistung war heute aller Ehren wert. Ich freue mich riesig für die Mannschaft. Heute haben wir uns für eine überragende Leistung belohnt.“

Marvin Ducksch:„Wir haben hochverdient gewonnen, waren von der ersten Minute an dominant und hätten höher gewinnen können. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Heute haben wir uns im Gegensatz zu letzter Woche belohnt.“

KSV-Geschäftsführer Wolfgang Schwenke: „Wir haben heute einen tollen Fußballabend erlebt. Wir hätten schon in der ersten Halbzeit Tore schießen können, haben dann nach dem Rückstand große Moral gezeigt und bravourös mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung den Sieg geholt.“

BTSV-Trainer Torsten Lieberknecht: „Man kann durchaus sagen, dass es ein verdienter Sieg der Kieler war. Wir hatten eine unglaublich schlechte Zweikampfquote. Kiel hat uns oft den Schneid abgekauft und uns auch taktisch vor Probleme gestellt. Nach dem Wechsel haben wir das Spiel besser in den Griff bekommen. In der zweiten Hälfte hat die erneute Umstellung gefruchtet. Wir waren viel besser drin und sind in Führung gegangen. Wir hatten die Möglichkeit, auf 2:0 zu erhöhen, aber dann gab es den berechtigten Elfmeter und die zweite Luft für Kiel. Danach haben wir uns auskontern lassen. Wir müssen es akzeptieren, dass wir das Spiel verloren haben.“

KSV-Trainer Markus Anfang: „Meine Jungs haben ein richtig gutes Spiel gemacht und von der ersten Sekunde an dominiert. Wir haben gute Chancen nicht verwertet und bekommen dann aus dem Nichts einen Elfmeter gegen uns. Aber da wurden wir noch nicht bestraft. In der ersten Halbzeit waren wir sehr dominant. Nach der Pause bekommen wir aus einer unglücklichen Situation das Gegentor. Wir haben dann weiterhin auf ein Tor gespielt. Die Jungs haben sich dann belohnt. Wir komme langsam an, auch wenn es ein Pokalspiel war – allerdings gegen eine Mannschaft auf Top-Niveau. Jetzt hoffen wir, dass wir auch in der Liga den ersten Sieg landen können.“

Spielinfo

Holstein Kiel: Kronholm – Heidinger, Schmidt, Czichos, Lenz – Kinsombi – Schindler, Mühling (90. Condé), Drexler (88. Janzer), Lewerenz (88. Peitz) – Ducksch. Trainer: Anfang
Eintracht Braunschweig: Fejzic – Baffo, Valsvik, Breitkreuz (31. Moll) – Hochscheidt (57. Sauer), Samson, Boland, Reichel – Hernandez, Nyman (74. Abdullahi), Zuck. Trainer: Lieberknecht
Schiedsrichter: Winkmann (Kerken)
Tore: 0:1 Nyman (47.), 1:1 Drexler (70., Foulelfmeter): 2:1 Ducksch (77.)
Zuschauer: 10.052
Bes. Vorkommnisse: Reichel schießt Foulelfmeter neben das Tor (36.)
Rote Karte: Baffo (70., Notbremse)

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