“Motivation für gemeinsame Zielsetzung“

Interview der Woche: Roland Reime (Präsident Holstein Kiel)

Die Störche überwintern als Tabellenführer der Regionalliga Nord. Wir sprachen zum Jahresabschluss mit Präsident Roland Reime über die aktuelle Lage, seine Wünsche für die Rückrunde und die Perspektiven der KSV Holstein.

Herr Reime, kurz vor dem Beginn der Winterpause wurde es noch einmal turbulent im Storchennest…

Reime: Die Reaktionen auf die personellen Veränderungen in der sportlichen Führung waren teilweise wirklich sehr kritisch. Es ist für uns aber schon vorher klar gewesen, dass die Entscheidung selbst und vor allem der Zeitpunkt der Entscheidung für Außenstehende nicht so leicht nachvollziehbar sein werden. Wir waren daher auch auf kritische Stimmen eingestellt und müssen uns nun mit diesen auseinander setzen. In sehr vielen Gesprächen haben wir inzwischen unsere Beweggründe erläutert und sind dabei letztendlich auf viel Verständnis gestoßen.

Wie bewerten Sie die Kritik an der Entscheidung?

Reime: Trotz der aufgetretenen Kritik stehen wir alle voll hinter der getroffenen Entscheidung. Wir können die Enttäuschung von Peter Vollmann und seinen Fans verstehen, müssen aber auch festhalten, dass einige wichtige Aspekte des sportlichen Konzeptes der KSV Holstein nicht umgesetzt werden konnten. Vor allem im Hinblick auf die Verzahnung der Ligamannschaft mit dem Nachwuchs-Leistungszentrum und auch im Bereich des Scoutings hatten wir ganz andere Vorstellungen und Zielsetzungen, die für den Verein langfristig von großer Bedeutung sind. Auch für den Zeitpunkt der Freistellung gab es keinen wirklich geeigneteren Moment, denn direkt vor Weihnachten und dem Geburtstag von Herrn Vollmann, wohlmöglich noch im Anschluss an die vereinsinterne Weihnachtsfeier, das wäre gar nicht vermittelbar gewesen. Ich bleibe dabei, es war von allen ungünstigen Zeitpunkten noch der beste.

Warum wurde Peter Vollmann untersagt sich zu seiner Freistellung zu äußern?

Niemand kann und wird Peter Vollmann das Wort verbieten. Mit Peter Vollmann wurde bereits bei Vertragsbeginn lediglich eine so genannte „Verschwiegenheits-Vereinbarung“ vertraglich vereinbart, wie sie bei der KSV Holstein und wohl auch allgemein in den meisten Bereichen des Wirtschaftslebens selbstverständlich ist. Es ist wirklich völlig abwegig, diesen Sachverhalt im Zusammenhang mit der Trennung als eine Art „Maulkorb“ und als unfair und unanständig darzustellen. Im Übrigen entspricht es auch nicht der Wahrheit, dass wir Herrn Vollmann kurz vor seinem Urlaub den Wagen entzogen haben. Diese Darstellungen entbehren tatsächlich jeder Grundlage und zeichnen ein falsches Bild über den Umgang mit Herrn Vollmann.

Was soll unter Falko Götz besser werden?

Reime: Herr Götz hat neben der Verantwortung für die Ligamannschaft den Auftrag ganzheitliche Strukturen für die Fußballabteilung zu entwickeln. Eine wesentliche Zielsetzung ist es, perspektivisch möglichst viele Spieler aus der eigenen Region für den Einsatz in der Ligamannschaft auszubilden. Dies wird nur gelingen, wenn wir beispielsweise den Ausbildungsstand unserer Trainer, die sportmedizinische Betreuung unserer Nachwuchsmannschaften, die Abstimmung der Ausbildungsschwerpunkte auf die aktuellen Anforderungen im Herrenbereich und die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Stützpunkten weiter verbessern. Herr Götz verfügt über die entsprechende Erfahrung in allen relevanten Arbeitsbereichen und besitzt aus unserer Sicht die integrativen Fähigkeiten, um alle Beteiligten für eine gemeinsame Zielsetzung zu motivieren.

Wir haben uns große sportliche Ziele gesetzt und sind uns vollkommen im Klaren darüber, dass die Zielerreichung kein Selbstgänger wird. Wir sind aber der festen Überzeugung, dass es uns gelingen wird, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Wir glauben daran, dass wir perspektivisch weiter gute Ergebnisse erzielen und zusätzlich das gewisse „Feuer“ entfachen können, um bei den Zuschauern und im gesamten Umfeld den Glauben an bessere Zeiten erwecken zu können.

Mit Velimir Grgic verpflichtete Holstein vergangene Woche den ersten Akteur der Ära Götz/Thom. Werden weitere Neuzugänge in der Winterpause folgen?

Reime: Velimir Grgic ähnelt in seiner Spielweise Dmitrijus Guscinas. Er schafft Freiräume, strahlt Torgefahr aus, sorgt stetig für Unruhe in des Gegners Strafraum und zeigt eine weit überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft. Er wird uns helfen können, noch mehr Tormöglichkeiten herauszuarbeiten. Die Verpflichtung bedeutet nochmals eine Verstärkung für unseren Kader. Ein weiterer Neuzugang macht nur dann Sinn, wenn sich für uns eine wirklich gute Gelegenheit bietet. Wir verfügen schon jetzt über eine sehr gute Mannschaft und in der Rückrunde stehen auch einige wichtige Akteure wieder zur Verfügung, auf die Holstein in den letzten Wochen und Monaten verzichten musste. Wir haben ein intaktes Mannschaftsgefüge und eine Mannschaft, die den Aufstieg unbedingt erreichen will.

Wie sieht die Planung für die Vorbereitung aus?

Reime: Trainer Falko Götz wird pünktlich zum Trainingsbeginn am 10. Januar seine Vorstellungen bekannt geben. Aufgrund des Trainerwechsels herrscht in einigen Punkten noch Gesprächsbedarf, das betrifft vor allem auch Absprachen bezüglich möglicher Testspielgegner. Fest steht allerdings, dass die Mannschaft eine Woche nach dem Hallenmasters ein Trainingslager in Spanien beziehen wird.

Noch eine Frage zum Dauerthema Flutlicht: Ist es durch die bereits getätigten Investitionen schwieriger geworden der Stadt Kiel zu vermitteln, dass der Verein bei der Erfüllung der Lizenzauflagen auf die Unterstützung der Stadt angewiesen ist?

Reime: Ich hoffe und ich glaube, dass es nicht so sein wird. Wir müssen doch alle wirklich sehr froh sein, dass es eine Vielzahl regionaler Sponsoren gibt, die bereit sind in solche für die Region sehr wichtigen Projekte zu investieren. Ohne die Unterstützung von unseren Sponsoren wären weder die Sanierung des Holstein-Stadions, die Einrichtung eines Nachwuchs-Leistungszentrums, die laufende Pflege und Instandhaltung der Spiel- und Trainingsstätten oder der geplante Neubau von Umkleidebereichen und Geschäftsstelle möglich gewesen. Es ist ja nicht so, dass der Verein über entsprechende Eigenmittel verfügen und aus eigener Kraft investieren kann.

Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, dann benötigen wir die Unterstützung aller Beteiligten. Dazu gehören die Mitglieder, die Mitarbeiter, die vielen ehrenamtlichern Helfer, unsere Fans, unsere Sponsoren und nicht zuletzt auch die Stadt. Ich habe die große Hoffnung, dass es gelingen wird, die Kräfte auch weiterhin zu bündeln.

Wir danken Ihnen für das Gespräch, Herr Reime.

Foto: Holstein-Präsident Roland Reime mit dem neuen Trainerduo Falko Götz und Andreas Thom.

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