Remis – starke Störche verpassen Entscheidung

Holstein Kiel – Union Berlin 2:2 (2:1)

Die erste Hälfte reihte sich nahtlos an die spektakulären Spiele der KSV der Hinserie. Die Kieler schossen sich durch Tom Weilandt (9.) und Dominick Drexler (19.) schnell mit 2:0 in Front, ehe Steven Skrzybski (32.) wieder für Spannung sorgte. In der zweiten Hälfte hatten die Störche genug Chancen, um den Deckel drauf zu machen, am Ende sorgte aber Sebastian Polter per Foulelfmeter für den Endstand (84.). Bitter: Der starke David Kinsombi musste zugleich mit Rot vorzeitig zum Duschen.

Da mit Kapitän Rafael Czichos und Dominik Schmidt die eingespielte Innenverteidigung sowie mit Alexnder Mühling ein Strippenzieher im Mittelfeld fehlten, musste KSV-Trainer Markus Anfang umbauen. In der Abwehr machten deshalb David Kinsombi und Niklas Hoheneder die Mitte dicht, Mühling wurde von Tom Weilandt ersetzt. Zudem feierte Atakan Karazor auf der Sechs sein Startelfdebüt.

Es dauerte gerade acht Minuten, da jubelten die Fans des torgefährlichsten Zweitligisten auch im Jahr 2018. Ein perfekter Spielzug eingeleitet von Startelfdebütant Atakan Karazor und Marvin Ducksch vollendete Tom Weilandt im Rücken der Abwehr flach ins linke Eck zum frühen 1:0. Und die Störche blieben am Drücker. Steven Lewerenz chippte die Ecke präzise auf den gestarteten Niklas Hoheneder und am zweiten Pfosten drückte Dominick Drexler zum 2:0 über die Linie (19.). Zwei starke Tore der starken Kieler. Union wirkte dagegen geschockt und sah gegen aggressive Gastgeber und den Dauerregen im lautstarken Holstein-Stadion kaum Land. Es brauchte schon eine Lücke im Defensivverbund der KSV, die Berlin jedoch gleich zu nutzen wusste: Chirstopher Trimmel war über rechts durchgebrochen, legte auf Steven Skrzybski, der zum 2:1 ins leere Tor schob (32.). Obwohl es weitere Strafraumszenen auf beiden Seiten gab, ging es mit 2:1 in die Pause.

Die KSV kam entschlossen aus der Kabine und schnürte die „Eisernen“ in die eigene Hälfte. Ducksch scheiterte am gut postierten FCU-Torwart Daniel Mesenhöler (55.). Kingsley Schindler traf nach einem Scherenschlag spektakulär den Außenpfosten (57.). Ducksch stand bei einem schnellen Gegenzug knapp im Abseits (63.). Es schien eine Frage der Zeit, wann das 3:1 fallen würde, da die Elf von Trainer André Hofschneider keinen Angriff auszuspielen vermochte. Das Duell auf höchstem Tempo hatte auf beiden Seiten Kraft gekostet. Die Köpenicker rannten mit dem Mute der Verzweiflung an, die Störche suchten nach dem einen klaren Konter zur Vorentscheidung. Es blieb die Frage, wer für die Schlussphase mehr im Tank hatte. Union suchte nach der Lücke und fand sie, was bitter für den bis dahin fehlerlosen David Kinsombi endete. Im Zweikampf mit dem durchgebrochenen Simon Hedlund konnte er nur noch das Foul ziehen, musste mit Rot vom Platz und zuschauen, wie Sebastian Polter vom Punkt den 2:2-Ausgleich erzielte (84.). In den Schlussminuten warfen sich die Schützlinge von Markus Anfang mit allem in die Partie und retteten mit Wille und Geschick den einen Zähler ins Ziel.

Stimmen nach dem Spiel

Holsteins-Sportchef Ralf Becker: „Es war ein richtig gutes Spiel von uns. Auch in der zweiten Halbzeit. Wir haben in den starken 25 Minuten nach der Pause leider das 3:1 versäumt, daher ist es schade, dass wir noch das 2:2 hinnehmen müssen. Aber mit der Leistung können wir absolut zufrieden sein.“

Niklas Hoheneder: „Am Ende tut’s natürlich weh. Wir haben kaum etwas zugelassen und am Ende muss nach einem Ball durch die Mitte David Kinsombi die Notbremse ziehen, wir verlieren einen Spieler und müssen um den Punkt kämpfen, obwohl wir vorher dem 3:1 sehr nahe waren.“

Tim Siedschlag: „Wir wollten nach dem 2:0 natürlich den Dreier hier behalten, haben dafür auch alles investiert, bis das Spiel am Ende eine unerwartete Wendung nimmt. Mit der Leistung können wir zufrieden sein, mit dem Ergebnis nicht.“

Tom Weilandt: „Wir hätten uns für dieses gute Spiel gerne belohnt, am Ende ist es schade, nur mit einem Punkt dazustehen.“

Union-TrainerAndré Hofschneider: „Wir haben ähnlich wie im Hinspiel ein torreiches Spiel gesehen, in dem wir eine gewisse Spielkontrolle hatten, aber in der Box nicht konsequent genug waren. Der 0:2-Rückstand war brutal. Nach der Halbzeit haben wir uns eine Viertelstunde lang eine Auszeit genommen und hätten uns nicht beklagen dürfen, wenn Kiel das Spiel vorentschieden hätte. Wir sind dann zurückgekommen und hätten am Ende sogar 3:2 gewinnen können. Aber gemessen an den Chancen ist es ein gerechtes Ergebnis. Wir haben viele Punkte nach einer Führung liegen gelassen, heute haben wir einen Rückstand aufgeholt und einen Punkt geholt.“

Holstein-Trainer Markus Anfang: „Ich bin mächtig stolz auf die Jungs, wie sie das Spiel angegangen sind. Wir wussten vorher, dass es mehrere personelle Änderungen gibt. Klar brauchte es in der ersten Halbzeit etwas Zeit. Aber wir waren vernünftig im Spiel, haben gut gegen den Ball gearbeitet, gefährlich nach vorne gespielt und zwei Tore gemacht. Der Knackpunkt war, dass wir nach einem Einwurf den Anschlusstreffer bekommen haben. Das war eigentlich ein Geschenk. In der zweiten Halbzeit haben wir richtig guten Fußball gezeigt und müssen das dritte Tor machen. Wir hatten nur zwei Aktionen gegen uns, von der eine zum Elfmeter führt. Klar können wir am Ende das Spiel noch verlieren, aber das wäre zu viel des Guten gewesen. Wir haben einen tollen Fight gezeigt. Darauf können wir aufbauen.“

Spieldaten

Holstein Kiel: Kronholm – Herrmann, Hoheneder, Kinsombi, van den Bergh – Karazor – Schindler, Weilandt (88. Peitz), Drexler (88. Siedschlag), Lewerenz – Ducksch (90. Seydel). Trainer: Anfang
1. FC Union Berlin: Mesenhöler – Trimmel, Leistner, Torrejon, Pedersen – Prömel – Kroos, Hedlund – Hartel (79. Hosiner) – Skrzybski, Polter. Trainer: Hofschneider
Schiedsrichter: Aarnink (Nordhorn)
Tore: 1:0 Weilandt (9.), 2:0 Drexler (19.), 2:1 Skrzybski (32.), 2:2 Polter (84., Foulelfmeter)
Zuschauer: 11.503
Rote Karte: Kinsombi (83., Notbremse)

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