Sa. 14.00 Uhr: FC St. Pauli – Holstein Kiel

Das große Nordderby ein heißer Tanz –

Millerntor ausverkauft

Die Pokalträume des FC St. Pauli sind geplatzt, drei Tage nach dem „Spiel des Jahres“ für die Kiez-Kicker wartet am Samstag mit der Partie gegen Holstein Kiel wieder der Regionalliga-Alltag auf die Mannschaft von Andreas Bergmann.

Rund 1.500 Kieler Fans haben sich am Hamburger Millerntor angekündigt und werden ihrer Mannschaft beim vielleicht vorentscheidenden Match in der Höhle des Löwen unterstützen. Die einzige Heim-Niederlage der Bergmann-Elf datiert vom 1. Oktober 2005, da unterlagen die St. Paulianer dem FC Carl-Zeiss Jena mit 1:2. Im Hinspiel setzten sich die „Störche“ vor ebenfalls ausverkauften Haus (13.500 Zuschauer im Holstein-Stadion) spektakulär mit 4:1 durch und im Vorjahr trennten sich beide Teams am Heiliengeistfeld mit 1:1. Es wird auf jeden Fall ein heißer Tanz auf der ramponierten „Kampfbahn“ im legendären Hamburger Arbeiterviertel an der Reeperbahn. Kann Holstein Kiel den 2. Tabellenplatz verteidigen und dem FC St. Pauli die letzte Chance im Kampf um den Aufstieg in die 2. Bundesliga zerstören?

„Wir haben mit Holstein Kiel noch eine Rechnung offen“, richtete St. Pauli-Coach Andreas Bergmann wenige Minuten nach dem kämpferisch fulminanten Auftritt seiner Mannschaft gegen das mit Nationalspielern gespickte Starensemble von der Isar eine deutliche Kampfansage Richtung Förde. „Die Kieler sind Tabellenzweiter und wird wollen sehen, dass wir vor diesem Wahnsinns-Publikum noch einmal ganz oben an der Spitze angreifen“, wittert Bergmann die allerletzte Chance für seine „Pokal-Helden“. Doch nach den Niederlagen im Spitzenspiel gegen Carl-Zeiss Jena (0:1) am vergangenen Wochenende und dem außerordentlich hohen Kräfteverschleiß beim 0:3 gegen die Bayern werden die St. Paulianer alles in die Waagschale werfen müssen, um die zuletzt taktisch disziplinierten und in Standardsituationen brandgefährlichen „Störche“ niederzuhalten. Darüber hinaus blicken die Verantwortlichen des FC aufgrund der Abwanderungsgedanken einiger Stammkräfte wie Abwehrchef Ralph Gunesch (22) oder Sturmstar Felix Luz (24) mit Sorgenfalten in die Zukunft.

Beide Leistungsträger haben den mit Pauli nur noch schwer zu realisierenden Aufstieg in eine höhere Spielklasse – der Rückstand auf den 2. Platz beträgt derzeit sechs Zähler – schon jetzt fast sicher. Gunesch und Luz liegen mehrere Angebote von Klubs der 2. Liga vor. Dass vor allem Luz das Zeug für höhere Aufgaben hat, bewies der Angreifer auch in der Partie gegen die Bayern wieder eindrucksvoll. Nachdem er schon gegen Burghausen, Bochum und Berlin ins Schwarze getroffen hatte, vergab Luz gegen den Rekordmeister und seinen starken Torhüter Oliver Kahn nur haarscharf den möglichen Ausgleich und damit vielleicht eine weitere Pokal-Sensation.

Gegen Holstein setzen die Hamburger vor allem aber auch auf den in dieser Saison bärenstarken Ex-Kieler Timo Schultz, der sich nach seinem Wechsel an den Kiez zu einem der besten Mittelfeld-Strategen der Liga entwickelt hat. „Holstein kann sich auf etwas gefasst machen“, zeigte sich auch der erschöpfte Schultz schon wenige Minuten nach dem Pokal-Halbfinale wieder angriffslustig, auch wenn die eigenen Fans während der Partie ein großes Plakat ausgerollt hatten mit der Aufschrift: „Die Liga ist uns egal, wir sind Pokal!“

Doch Holstein lässt sich vom hanseatischen „Psychokrieg“ nicht täuschen und zeigt sich seinerseits optimistisch. „Wir haben durch unsere Erfolge die Konkurrenz unter Druck gesetzt und wollen auch vor den 20.000 Zuschauern in Hamburg bleibenden Eindruck hinterlassen“, sieht Kiels Sportlicher Leiter Daniel Jurgeleit zuversichtlich auf den Nordschlager an der Hamburger Amüsiermeile.

Die beiden anderen Ex-Kieler im hellbraunen Flecken-Tarn-Jersey des Kultclubs von der Elbe, Sebastian Wojcik und Dennis Tornieporth, fristen derzeit nur das unbefriedigende Schattendasein eines Ersatzspielers. Tornieporth kämpft weiter um den Sprung zurück in die Stammformation. Vor allem aber die Degradierung von Sebastian Wojcik erscheint vielen Fans inzwischen als unverständlich, erwies sich der ehemnalige „Stürmerstar“ Jens Scharping seit seiner Verpflichtung während der Winterpause bis dato nur als Mitläufer.

Die Entwicklung der KSV in den letzten Spielen gibt durchaus Anlass zur Hoffnung. Vor allem die ausgezeichneten Leistungen von Michael Niedrig, der sich bei seinen Vorstößen in die Spitze mit drei Treffern in zwei Partien langsam aber sicher zu einem Goalgetter entwickelt, und auch dem spielfreudigen 20-jährigen Henning Grieneisen eröffnen Frank Neubarth neue Perspektiven. Auch Björn Lindemann scheint sein Formtief endlich überwunden zu haben und zeigte sich zuletzt – trotz des verschossenen Elfmeters in Chemnitz – stark verbessert. Die „Störche“ sind derzeit nur schwer auszurechnen und spätestens seit sich auch der lange Zeit erfolglose Patrick Würll mit seinem Doppelpack in Sachsen zurückgemeldet hat, stehen die Zeichen im „Storchennest“ auf Sturm. (nawe)

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