Sa. 14.00 Uhr: Holstein Kiel – BSV Kickers Emden

‚Das Abstiegsgespenst verjagen!‘ –

Holstein setzt voll auf Sieg

„Wir haben sehr viel investiert“, zeigte sich Holstein-Coach Peter Vollmann einen Tag nach dem immens wichtigen 2:0-Auswärtssieg seiner Mannschaft beim Aufstiegskandidaten FC Union Berlin äußerst zufrieden mit dem Engagement der Kieler „Störche“ an der Alten Försterei, blickte aber angesichts des Kraftaktes auch ein wenig nachdenklich auf die bevorstehende Partie gegen die „Überflieger“ aus Emden (Sonnabend 14.00 Uhr Holstein-Stadion).

„Wir müssen jetzt noch einmal alle Kräfte mobilisieren und uns das schönste Ostergeschenk machen“, will der Erfolgstrainer der KSV den nächsten „Dreier“ unter Dach und Fach bringen. Vier Siege aus den letzten fünf Partien lautet die eindrucksvolle Bilanz der letzten Spiele, eine Ausbeute, mit der man sich im Abstiegskampf deutlich Luft verschaffen konnte. Satte sieben Zähler beträgt der Vorsprung der „Störche“ (35 Punkte) nun auf die Abstiegsränge. Die Konkurrenz aus Leverkusen (28), Dortmund (28), Wilhelmshaven (26), Berlin (25) und Gladbach (24) hatte den Erfolgen der Vollmann-Elf in den letzten Wochen kaum etwas entgegen zu setzen. Und selbst für die wenig rühmliche 0:4-Pleite bei der Bayer-Elf haben sich die Kieler vor der stimmungsvollen Kulisse von über 6.000 Zuschauern bei Union Berlin rehabilitieren können. Erfreuliche Randnotizen: Jan Sandmann überzeugte in seinem ersten Einsatz über 90 Minuten nach langer Verletzungspause voll und ganz. Der Ex-Berliner könnte sich in den kommenden Wochen als ein weiterer Eckpfeiler im Defensiv-Konzept von „Trainerfuchs“ Peter Vollmann erweisen. Und auch der gegen Union Berlin aufgrund seiner Schwächung nach einer Grippe ausgewechselte Martin Hauswald dürfte gegen Emden wieder bei Kräften sein. „Drei Punkte in Berlin mitgenommen und nun gegen Emden nachlegen, dann ist alles bestens“, so der Ex-Braunschweiger nach dem Erfolg in der Hauptstadt.

Hoffnung machen sich die Fans des Kieler Traditionsvereins am Sonnabend auch auf die Rückkehr von Youngster Fin Bartels (Schulterverletzung). Ein möglicher Einsatz des quirligen Angreifers würde die Variationsmöglichkeiten von Trainer Vollmann deutlich erhöhen. Ohnehin hat sich der Holstein-Angriff in den letzten Wochen neben der recht sattelfesten Deckung als stark formverbessert präsentiert. Sowohl Pavel Dobry – zwei Treffer gegen Wilhelmshaven – als auch der Litauer Dmitrijus Guscinas – drei Tore in den letzten vier Spielen – sind derzeit für den Gegner unberechenbar. „Bei Dimi läuft es jetzt richtig rund, er ist zu dem erhofften Turm in der Schlacht für uns geworden“, so ein zufriedener Peter Vollmann angesichts der zuletzt gezeigten Effektivität seines Stürmers. „Wir sind auf dem richtigen Weg, jeder kämpft für seinen Mitspieler und die Ergebnisse geben uns viel Selbstvertrauen“, zeigt sich Guscinas vor dem Emden-Spiel zuversichtlich, das Abstiegsgespenst baldmöglichst aus dem Holstein-Stadion vertreiben zu können. „Noch drei oder vier Siege und wir sind durch“, so der litauische Ex-Nationalspieler.

Für die Gäste aus Ostfriesland geht es am Sonnabend um sehr viel. Mit Kickers Emden gastiert eine der Überraschungsmannschaften der Saison in Kiel. Wohl kaum einer hatte der Fascher-Elf zugetraut, um die Aufstiegsplätze mitzuspielen. Doch zehn Spiele vor Saisonende haben die Kickers alle Chancen, den erstmaligen Sprung in die Zweitklassigkeit zu schaffen. Zwei Punkte haben die Emder weniger als der Wuppertaler SV auf dem zweiten Aufstiegsrang, aber auch noch zwei Spiele weniger ausgetragen.

Dass die Niedersachsen so weit oben stehen, ist zu einem guten Teil sicher ein Verdienst von Marc Fascher. Der 38-Jährige führte die Mannschaft vor knapp zwei Jahren als Oberliga-Meister in die Regionalliga – den Aufstieg feierte man übrigens hier im Holstein-Stadion – und belegte im ersten Jahr gleich einen hervorragenden neunten Tabellenplatz. Dieses Mal könnte es noch einen Tick besser werden. Faschers Anteil an diesem Erfolg schlägt sich in seiner Wertschätzung in der Fußballszene wieder. Vor der Saison wollte ihn der VfB Lübeck, während dieser Spielzeit stand er beim Hamburger Traditionsverein FC St. Pauli ganz oben auf der Wunschliste. Doch er entschied sich, die Arbeit in Emden fortzusetzen – auch im kommenden Jahr.

Eines ist damit jedoch nicht gemeint: Die Entwicklung hin zu modernem, attraktivem Fußball. Kickers Emden spielt zweckmäßig und erfolgreich. Taktisch mit Libero und klassischer Manndeckung. Von der Einstellung eher defensiv und kontergefährlich, vor allem aber kampfstark präsentieren sich die Ostfriesen. Und auch deshalb ist inzwischen das heimische Embdena-Stadion besonders gefürchtet. Auf dem dortigen Rübenacker, der als solcher gehegt und gepflegt wird, finden sich technisch veranlagte Gastmannschaften traditionell nur schwer zurecht – auch deshalb gab es daheim zuletzt acht Siege in Serie. Die letzte Mannschaft, die dort punktete, waren übrigens die „Störche“. Unter Interimstrainer Klaus Thomforde gab es im Oktober ein 0:0. Auswärts läuft es nicht ganz so gut. Nur bei den Abstiegskandidaten Bayer Leverkusen und Hertha BSC (jeweils 1:0) sowie Borussia Mönchengladbach (3:2) feierten die Ostfriesen dreifache Punktgewinne.

Im spielerischen Bereich haben die Emder übrigens in der Winterpause noch etwas zugelegt. So ist mit Nermin Celikovic (zuletzt SV Wehen) ein spielstarker Offensivmann hinzugekommen. Zudem kehrte Nägelein aus Burghausen zurück und hat sich seinen Stammplatz im defensiven Mittelfeld wieder erkämpft. Stars allerdings sucht man im Team der Emder vergeblich. Ein wenig Bundesliga-Erfahrung bringt einzig Stürmer Sebastian Schoof (früher Leverkusen) mit. Doch der ist mittlerweile nicht mal mehr bei den Kickers Stammkraft. (Patrick Nawe)

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