Sa. 14 Uhr: Störche empfangen 96

Ein Ex-Holsteiner in der Bundesliga

Morgen um 14 Uhr empfangen die zuletzt so erfolgreichen Kieler Störche die Bundesliga-Reserve von Hannover 96. Positive Signale kommen vor dem Anpfiff aus dem Lager der KSV. Innenverteidiger Christian „Jürgi“ Jürgensen kehrt nach überstandener Fußprellung in den Kader zurück. Die personelle Lage stellt sich beim Tabellensechsten der Regionalliga Nord also immer günstiger dar. Das macht Mut für das Duell mit den „Roten“. Mit einem weiteren Dreier kann die Mannschaft von Trainer Thorsten Gutzeit den Platz im oberen Tabellendrittel festigen. „Wir wollen in den noch ausstehenden Spielen kräftig punkten. Natürlich auch vor heimischer Kulisse gegen 96“, so Gutzeit. In den Reihen der Gäste könnte morgen ein bekanntes Gesicht stehen. Der ehemalige Jungstorch Christopher Avevor sucht inzwischen an der Leine sein großes Fußballglück.

An seinen letzten Einsatz für Holstein Kiel kann sich Avevor noch ganz genau erinnern. „Das war im Juni 2008. Da haben wir durch einen 3:1-Auswärtssieg in Cottbus den Klassenerhalt in der B-Junioren-Bundesliga perfekt gemacht. In Kiel wurden wir mit einem Feuerwerk empfangen“, blickt der gebürtige Kieler zurück. Inzwischen ist der 19-Jährige Profi beim Bundesligisten Hannover 96. Von Null auf Hundert in drei Jahren! Am Samstag, 14. Mai, ab 14.00 Uhr kehrt Avevor mit der U23 von Hannover in seine Heimatstadt und das ihm noch gut bekannte Holstein-Stadion zurück.

„Jackson“ will Gas geben

Der Jung-Profi, der in Hannover „Jackson“ gerufen wird, will nach einer langen Verletzungspause wegen eines Mittelfußbruches in der Regionalliga Spielpraxis sammeln. „Ich habe zwar noch eine Platte im Fuß. Es klappt alles aber schon wieder ganz gut. Für mich ist Spielpraxis ganz wichtig, damit ich mich langsam wieder meiner Top-Form nähern kann. Aktuell stehe ich bei 75 Prozent“, erklärt Abwehrspieler Avevor, der schon während der Hinrunde immer wieder durch kleinere Verletzungen zurückgeworfen worden war.

Debüt gegen Dzeko und Grafite

Für Christopher Avevor hatte die Saison mit einem rasanten Aufstieg begonnen. Er kam aus der A-Jugend der Niedersachsen, wurde mit einem Profi-Vertrag bis 2014 ausgestattet und im Sommer von Cheftrainer Mirko Slomka direkt in den Bundesliga-Kader der Niedersachsen befördert. Bei der Integration in den Profi-Kader half vor allem Manuel Schmiedebach (22). „Mit ihm habe ich mich sofort gut verstanden“, so Avevor. Am 4. Spieltag gab er ausgerechnet gegen den VfL Wolfsburg (0:2) sein Bundesliga-Debüt, lief für die gesperrten Emanuel Pogatetz (28) und Karim Haggui (27) in der Innenverteidigung auf. Seine Gegenspieler waren keine Geringeren als die letzten Bundesliga-Torschützenkönige Edin Dzeko (24/nun beim englischen Spitzenclub Manchester City unter Vertrag) und Grafite (32). „Ich hatte eine Menge Respekt, aber meine Mitspieler haben mit die Angst genommen“, erinnert sich Avevor. Bis zu seiner Verletzung folgten vier weitere Partien in der Bundesliga. Der 19-Jährige trat mit den Niedersachsen unter anderem bei Bayern München (0:3) und gegen den frisch gebackenen Deutschen Meister Borussia Dortmund (0:4) an. Trotz der Niederlagen erntete Avevor viel Lob.

Unterstützung durch die Eltern

Den Mittelfußbruch zog sich der Junioren-Nationalspieler im Februar zu. „Da hatte ich im Training großes Pech. Erst sah zunächst alles gar nicht so schlimm aus. Doch die Diagnose war ein Riesen Schock für mich“, so der Defensivspieler. Während seiner verletzungsbedingten Auszeit reiste Christopher Avevor oft nach Kiel, um seine Eltern Manuela (50), die selbst Ärztin ist, und Hope Avevor (49) zu besuchen. „Die Zeit in der Reha war hart, aber meine Eltern haben mich immer bestmöglich unterstützt und mich animiert dranzubleiben“, so der 19-Jährige. Seine Eltern haben sich auch für das heutige Spiel im Holstein-Stadion angekündigt, um ihrem Sohn die Daumen zu drücken.

Das große Ziel

Sein großes Ziel hat Christopher Avevor aber zu keiner Zeit aus den Augen verloren. „Ich will in der kommenden Saison wieder voll angreifen. Spätestens in drei Jahren möchte ich mich in der Bundesliga etabliert haben“, verdeutlicht Christopher, der noch bis zu seinem 16. Lebensjahr in Kiel gelebt und an einer dänischen Schule in Eckenförde seinen Realschulabschluss gemacht hatte. „Das dänische Schulsystem ist individuell auf jeden einzelnen Schüler abgestimmt“, erklärt Avevor, der seine Karriere beim Eckernförde IF begonnen hatte.

Eine richtige Entscheidung

Im Sommer 2008 verließ Christopher Avevor dann seine Heimatstadt und sein Elternhaus zu Gunsten seines großen Traums in Richtung Hannover. In der Landeshauptstadt von Niedersachsen kam der Junioren-Nationalspieler in einer Gastfamilie unter. „Meine Gasteltern Marion und Thomas waren sehr nett. Die wenigsten hatten mir zugetraut, dass ich mich in Hannover durchsetzen würde. Es war eine schwere, aber eine richtige Entscheidung“, sagt der Abwehrspieler im Rückblick. Der 19-Jährige spielte in Hannover zunächst in der U17 und machte nebenbei sein Fachabitur. In dieser Zeit bekam er auch den Spitznamen „Jackson“ verpasst. Grund: Es gab in der B-Jugend bereits einen Christopher Stern (18). „Die Mannschaft und Trainer Daniel Stendel sind dann irgendwie auf den Namen Jackson gekommen. Mir hat der Spitzname gefallen“, klärt Avevor das Geheimnis auf.

Fußball-WG

Christopher Avevor hat vor einigen Wochen seine Gastfamilie verlassen und steht nun nahezu auf eigenen Beinen. „Jackson“ lebt nämlich zusammen mit Patrick Jöcks (19) aus dem A-Jugend-Kader der Hannoveraner in einer WG, die nicht weit vom Trainingsgelände der „96er“ entfernt ist. Neben dem Fußball macht Christopher ein Praktikum in der Agentur seines Beraters Akeem Adewunmi (34). „Ein Studium habe ich noch nicht geplant. Ich möchte mich voll und ganz auf den Fußball konzentrieren“, so Avevor.

WM-Highlight

Das Highlight in der noch jungen Karriere von Christopher Avevor war die Teilnahme an der U17-Weltmeisterschaft in Nigeria mit der deutschen Nationalmannschaft im Jahre 2009. „Obwohl ich nicht zum Einsatz gekommen bin, war das Turnier eine gute Erfahrung für mich. Ich hoffe, dass ich noch oft das Nationaltrikot tragen darf“, sagt der Abwehrspieler. Nach der U18 undU 19-Nationalmannschaft ist für ihn klar: „Einmal für die A-Nationalelf aufzulaufen, wäre das Allergrößte für mich.“

MSPW

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