Störche fliegen in die 3. Liga!

Hessen Kassel – Holstein Kiel 1:2 (1:1)

Holstein Kiel ist zurück in der 3. Liga! Mit einem 2:1 gewannen die Störche auch das Rückspiel gegen den KSV Hessen Kassel und gingen somit als klarer Sieger aus den beiden Aufstiegsduelle hervor. Nach ruppigem Beginn sorgte Marc Heider vor 17.000 Zuschauern für die Kieler Führung (20.), die Stefan Müller mit dem Pausenpfiff ausglich. Nach dem Seitenwechsel machte Marcel Gebers alle Kasseler Hoffnungen auf das angekündigte „Fußballwunder“ mit dem 2:1 zunichte (60.). 2500 Holstein-Fans machten ein weiteres Mal ein Auswärtsspiel der Störche zum Heimspiel. „Nie mehr 4. Liga“, „Oh, wie ist das schön“ und „Holstein Kiel“ hallten durch das Auestadion und kündigten eine lange Kieler Partynacht an!

Never change a winning team – nach dem 2:0-Hinspielererfolg sah KSV-Trainer Thorsten Gutzeit keinerlei Grund, die Startelf seines Teams zu ändern. Kassel-Trainer Uwe Wolf schickte Viktor Ruske statt Christian Henel auf den Rasen. Der Angreifer aus dem Hinspiel saß nicht einmal auf der Ersatzbank.

Die 17.000 Zuschauer brachten das Auestadion zum Kochen. Eine fantastische Atmosphäre für das Entscheidungsspiel, zu der auch die 2.500 mitgereisten Kieler beitrugen. Das Spiel wurde von der ersten Sekunde an von beiden Seite aggressiv, zuweilen sogar ruppig geführt. Marcel Schied und Fabian Wetter sahen bereits in den ersten zehn Minuten Gelb, Kassels Andreas Mayer streckte KSV-Keeper Niklas Jakusch zu Boden und wurden von Schiedsrichter Markus Wingenbach ebenfalls verwarnt. Der Ball ruhte mehr, als er im Spiel war. Nachdem die Anfangshektik sich gelegt hatte, schlugen die Störcje eiskalt zu. Freistoß Tim Siedschlag von der rechten Seitenlinie. Der einlaufende Fabian Wetter legte mit der Brust auf Marc Heider ab, der aus acht Metern trocken ins kurze Eck zur 1:0-Führung verwandelte (20.). Die Kasseler Abseitsfalle hatte gleich beim ersten Versuch nicht zugeschnappt. Löwen Trainer Uwe Wolf reagierte sofort und stellte auf drei Spitzen um. Die Störche waren aber weiter bissig und unterbanden die Angriffsversuche des KSV, zur Not auch mit Foulspielen. Einen von Jakusch weggefausteten Ball setzte Gabriel Gallus aus 18 Metern neben das Tor (32.). Nach einer halben Stunde bekamen die Störche die Partie sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen besser in den Griff. Die Kasseler Fans waren durch die Anfeuerung der Kieler „Nie mehr 4. Liga“ kaum noch zu hören. Alles wartete auf den Pausenpfiff als aus dem Nichts der Ausgleich fiel: Einen Freistoß aus dem Halbfeld köpfte Enrico Gaede an die Latte, den Abpraller drückte Stefan Müller zum 1:1 über die Linie (45.). Und Gaede hätte sogar in der Nachspielzeit das Spiel noch drehen können, köpfte aber aus sechs Metern neben das Gehäuse von Jakusch.

Nach dem Seitenwechsel warteten alle auf einen Kasseler Sturmlauf – drei Tore fehlten ja noch für das zigmal über die Stadionlautsprecher vorausgesagte „Wunder von Kassel“. Doch es blieb aus, weil die Störche schnell für die Vorentscheidung sorgten: Ecke Siedschlag, Verlängerung Sykora und in der Mitte drückte Marcel Gebers das Leder zur 2:1-Führung über die Linie (60.). Die Gastgeber wollten aber vor den eigenen Fans zumindest nicht als Verlierer vom Platz gehen: Jakusch lenkte einen 20-Meter-Schuss von Ricky Pinheiro zur Ecke (62.). Marlon Krause klärte einen Ball von der Linie, nachdem Matthias Rahn Jakusch außerhalb des Fünfers bedrängt hatte und das Leder aufs Kieler Gehäuse zurollte (68.). Doch die Messe war gelesen. Im weiten Rund waren ausschließlich Störche-Fans zu hören und auch auf dem Platz hatte die KSV Chancen, die Führung auszubauen. Gebers sebelte über den Ball (70.), Heider scheiterte aus spitzem Winkel an Nulle (74.). Die ersten Kassel-Fans verließen das Stadion und als Markus Wingenbach die Partie abpfiff kannte der Kieler Jubel keine Grenzen mehr und die Holstein-Fans stürmten das Spielfeld.

Stimmen nach dem Spiel

Holstein-Trainer Thorsten-Gutzeit: „Wir wussten, dass der Sieg aus dem Hinspiel keine Ruhekissen ist und haben einen Sturmlauf der Kasseler erwartet. So ist es auch gekommen. Wir mussten zwei Standardsituationen überstehen und haben dann selbst mit dem ersten Standard das Tor gemacht. Dass wir nur mit einem 1:1 in die Kabine gegangen sind, hat mich etwas geärgert. Aber dann haben wir wieder nach einem Standard das 2:1 gemacht und wussten, dass wir nicht mehr in Gefahr sind und haben das clever nach Hause gespielt. Dass in solch einem Spiel viel Emotionalität herrscht, ist nachvollziehbar und darüber darf man sich nicht echauffieren. Auch der Schiri hat es nicht leicht gehabt. Letztlich war es aber alles im Rahmen. Beide Spiele zusammen genommen, sind wir verdient aufgestiegen.“

Kassel-Trainer Uwe Wolf: „Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg an Holstein! Kiel ist der verdiente Sieger nach den beiden Spielen. Wir kamen heute mit ziemlicher Wucht aus der Kabine und wollten das erste Tor schießen, dem war aber nicht so. Im Gegenteil. Wir haben insgesamt vier Tore aus ruhenden Bällen bekommen so auch heute wieder. Kiel hat das gut gespielt. Wenn wir vor der Pause das 2:1 gemacht hätten, hätte das Stadion noch mal gebebt. Wir wussten, dass wir nach der Pause nichts mehr zur verlieren haben und wollten weiter nach vorne spielen. Dann bekommen wir aber gleich wieder das Gegentor. Das war wirklich schlecht verteidigt. Dann ist uns die Zeit weggerannt und alles hat nichts mehr gebracht. Kiel war den Tick cleverer und hat aus wenigen Chancen die Tore gemacht. Ich danke aber auch meiner Mannschaft für eine hervorragende Saison, die uns keiner zugetraut hat.“

Hessen Kassel: Nulle – Hammann, Rahn, Müller, Becker (85. Gundelach) – Ruske (62. Maaz), Gaede – Schmeer, Gallus, Pinheiro– Mayer.
Holstein Kiel: Jakusch – Herrmann, Gebers, Hartmann, Wetter (46. Pressel) – Krause, Kazior – Siedschlag, Sykora (82. Johansen), Heider – Schied (69. Lindner).
Schiedsrichter: Wingenbach (Altendiez)
Tore: 0:1 Heider (20.), 1:1 Müller (45.), 1:2 Gebers (60.)
Zuschauer: 17.000

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