Sykoras Nervenstärke sorgt für Heimdreier

Holstein Kiel – FC Oberneuland 3:2 (1:2)

Last-Minute-Dreier für Holstein Kiel. Gegen den FC Oberneuland gewannen die Störche in letzter Sekunde mit 3:2. Nach der frühen Führung durch Marcel Schied (2.), drehte der Gast das Geschehen kurz vor der Pause per Doppelschlag durch Onur Ayik (36.) und Nils Laabs (40.) in Richtung Überraschungssieg. Nach dem Seitenwechsel machte Schied mit seinem zweiten Treffer den Ausgleich (68.) und Fiete Sykora verwandelte in der Nachspielzeit einen Foulelfmeter zum viel umjubelten 3:2. Im Auswärtsspiel beim Hamburger SV II muss die KSV aber auf die Außenverteidiger Patrick Herrmann und Fabian Wetter nach der jeweils 5. Gelben Karte verzichten.

Holstein-Trainer Thorsten Gutzeit wechselte nach dem 3:0-Sieg beim SV Meppen zweimal. Deran Toksöz hatte im defensiven Mittelfeld Rafael Kazior an seiner Seite, der seine Gelbsperre abgesessen hatte. Marlon Krause klatschte mit dem Kapitän quasi ab und fehlte selbst wegen der fünften Gelben Karte. Zudem begann David Urban nach seinem Comeback am vergangenen Sonntag an Stelle von Amando Aust.

Die Störche legten einen Blitzstart hin. Nach einem Antritt auf der Außenbahn sah Casper Johansen den besser postierten Marcel Schied, der aus 14 Metern flach ins Eck zur Führung einschoss (2.). Die Gäste aus Bremen kamen mit dem Anfangsdruck der Störche zunächst kaum zurecht, konnten sich erst nach 20 Minuten befreien und hatten dann aber gleich die große Chance zum Ausgleich: Aus dem Rücken der Abwehr wollte es Kevin Artmann aus neun Metern zu genau machen und zirkelte am langen Pfosten vorbei (22.). Holstein blieb aber Herr im eigenen Haus: Einen Schied-Schuss entschärfte FCO-Schlussmann Milos Mandic zur Ecke (28.). Johansen konnte einen Sykora-Pass von der Grundlinie nicht platzieren (30.). Unerklärlich, was kurz vor der Halbzeit passierte: Erst bewies Onur Ayik mit einem 18-Meter-Kracher zum 1:1 unter die Latte seine gute Ausbildung in der Jugend von Werder Bremen (36.). Nicht mal drei Minuten später eroberte der FCO im Mittelfeld das Leder und Nils Laabs holte ein Geschoss zum 1:2 in die Maschen heraus (40.). Für das endgültig missratene Ende der ersten Hälfte sorgte Patrick Herrmann, der seine 5. Gelbe Karte sah.

Das Gutzeit-Team musste jetzt möglichst schnell zur Form der ersten 35 Minuten zurückfinden, verhaspelte sich aber zunächst zu häufig in der Oberneuländer Abseitsfalle. Nach einer Stunde Spielzeit wurden die 3775 überwiegend Kieler Anhänger allmählich ungeduldig. Und als Ayik im Eins-gegen-Eins Morten Jensen überwand, blieb ihnen sogar das Stöhnen im Halse stecken – das Leder strich aber nicht nur am KSV-Torwart, sondern auch am Gehäuse vorbei (64.). Dafür löste sich kurz darauf ein kollektives JAA aus Tausenden Hälsen. Fabian Wetter zeigte, warum ihn die Störche unter der Woche weiter bis 2015 an den Verein banden. Die maßgenaue Flanke des Linksaußen veredelte Schied aus kurzer Distanz mit seinem zweiten Treffer zum Ausgleich (68.). Erster Angriff in Hälfte zwei, erstes Tor und sofort war die Kulisse wieder da. Und auch die Tabellenführer wussten, dass die Arbeit noch nicht erledigt war. Die Gäste zeigten sich aber nicht geschockt. Jensen musste sein ganzes Können bei einem 18-Meter-Schuss von FCO-Stürmer Joao Choco beweisen (79.). Für Aufregung sorgte zudem Schiedsrichter Yilmaz, dem die Gelben Karten an diesem Abend locker aus der Tasche glitten. Und so sah nach Herrmann auch Fabian Wetter seine 5. Gelbe Karte unter wütenden Protesten der Zuschauer. Insgesamt zückte der Hamburger sechs Verwarnungen gegen Holstein. Als alles schon auf den Abpfiff wartete, ertönte ein folgenschwerer Pfiff anderer Art. Johansen war im Strafraum zu Boden gegangen und Schiedsrichter Yilmaz zögerte keine Sekunde. Den fälligen Foulelfmeter verwandelte Fiete Sykora zum 3:2-Last-Minute-Sieg, der das Holstein-Stadion in ein Tollhaus verwandelte.

Stimmen nach dem Spiel

Siegtorschütze Fiete Sykora: „Nach 90 Minuten wussten wir nichts mit dem Ergebnis anzufangen. Ein Punkt wäre zu wenig gewesen. Dann kam dieser Elfmeter und ich hab mir die Kugel geschnappt. Ganz ehrlich, ich war mir nicht sicher, wie und ob ich ihn reinhauen würde. Was jetzt los ist, ist nur noch absoluter Wahnsinn!“

Kapitän Rafael Kazior: „Das war ein dickes, fettes Ausrufezeichen hinter unsere Ambitionen! Es ist wahnsinn, dass wir dieses Spiel noch gewonnen haben. Der engagierte Gegner hat uns das Leben sehr, sehr schwer gemacht und uns sind auch leider wieder viele Fehler unterlaufen. Aber es hat sich wieder gezeigt, dass wir alle an unser Ziel glauben. Ich freue mich schon jetzt auf nächste Woche. Vielen Dank an unsere geilen Fans, heute haben wir Euch am Ende mehr denn je gebraucht. Wenn Ihr uns die letzten drei Spiele auch so unterstützt, ist alles möglich!“

Doppelpacker Marcel Schied: „Ich muss erst mal durchatmen. Das war ein irre wichtiger Sieg. Wir haben bis zum Schluss an den Dreier geglaubt und ihn am Ende auch verdient geholt. Ein großes Kompliment an die Mannschaft. Die Moral heute war wieder einmalig!“

Holstein-Trainer Thorsten Gutzeit: „Ich freue mich riesig über den Sieg, der zugegeben ein Glückssieg war. Aber wir haben wieder einmal gezeigt, dass wir hart für unser Ziel arbeiten und den Glauben nicht verlieren. In der Halbzeit haben wir klare Worte gefunden und gesagt, dass wir bis zum Schluss alles geben werden und niemals aufgeben. Wie das Team das umgesetzt hat, ist klasse. Natürlich haben wir nach starken 30 Minuten durch eigene Unkonzentriertheiten hier das Heft aus der Hand gegeben und einen sehr guten Gegner zum Toreschießen eingeladen. Auch nach dem 2:2 hatte Oberneuland Gelegenheiten zum 3:2. Aber wir haben alles investiert und am Ende selbst das 3:2 gemacht.“

FCO-Trainer Kadir Pakkan: „Wir hatten hier heute die Mittel, um zu gewinnen. Leider haben wir das dritte Tor nicht gemacht. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, die letzten 15 Minuten waren sehr schwer für uns. Und am Ende hat das clevere Team gewonnen.“

Holstein Kiel: Jensen – Herrmann, Urban, Hartmann, Wetter (82. Pressel) – Toksöz, Kazior – Johansen, Sykora, Heider (46. Meyer) – Schied (87. Siedschlag).

Schiedsrichter: Yilmaz (Hamburg)
Tore: Schied (2.), 1:1 Ayik (36.), 1:2 Laabs (40.), 2:2 Schied (68.), 3:2 Sykora (90.+3, Foulelfmeter)
Zuschauer: 3775

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