Topspiel-Spektakel endet Remis

Holstein Kiel – Fortuna Düsseldorf 2:2 (0:1)

Was für ein Spiel! Die KSV Holstein lag am Sonnabend vor knapp 11.800 Zuschauern im Topspiel der 2. Bundesliga mit 0:1 zurück, führte durch Tore von Kingsley Schindler (55.) und Dominick Drexler (70.) gegen Fortuna Düsseldorf zwischenzeitlich mit 2:1, um dann auf den letzten Metern noch von Rouwen Hennings (83.) gestoppt zu werden. Die Störche, die sich nach dem letzten Heimspiel des Jahres mit einem Banner bei ihren treuen Fans bedankten, bleiben auch im neunten Punktspiel in Folge ungeschlagen und führen nach dem 16. Spieltag die Tabelle mit 32 Punkten weiter vor Düsseldorf (31) an.

Cheftrainer Markus Anfang veränderte die Mannschaft, die am Wochenende zuvor dem FC Ingolstadt (0:0) die Stirn geboten hatte, nur auf einer Position: Für Steven Lewerenz stürmte Aaron Seydel über den linken Flügel. Ein Schachzug, der Wirkung zeigte: Die Leihgabe des Bundesligisten FSV Mainz 05 war an nahezu allen Torraumszenen der Störche beteiligt. Bereits nach zwei Minute tauchte er in guter Position vor Schlussmann Raphael Wolf auf, traf den Ball aber nicht richtig. In der 28. Minute später köpfte er ihn an die Latte, kurz darauf kam er nach einem Freistoß von Alex Mühling frei zum Abschluss, zielte aber vorbei.

Die Fortuna, die immer wieder zu gefährlichen Kontern ansetzte, aber sie nicht zwingend beenden konnte, bestrafte die beste Heimmannschaft der Liga in der 43. Minute mit einem starken Pass von Rouwen Hennings auf den quirligen Benito Raman. Der Belgier narrte Rafael Czichos und ließ auch Kenneth Kronholm keine Chance.

Ein Rückstand, der die Kieler nicht beeindruckte. Mit Rückenwind kamen sie aus Kabine und wieder war es Seydel, der im Mittelpunkt stand. Mit einem herrlichen Hackentrick spielte er Mühling frei, aber Wolf parierte dessen Schlenzer. Nur Sekunden später scheiterte Seydel am linken Pfosten. Aber das Signal war klar – die KSV hatte sich fest vorgenommen, einmal mehr einen Rückstand umzubiegen. Und in der 55. Minute ließen sie Zählbares folgen: Dominick Drexler spielte Kingsley Schindler im Strafraum sehenswert frei, und der Flügelflitzer drückte den Ball über die Linie. Im zweiten Anlauf, im Liegen. Wie einst Gerd Müller.

Aber die Störche wären nicht die Comebacker des Jahres, wenn ihnen ein 1:1 genügen würde. Sie setzten weiter nach und erzielten nach einem Foul von Niko Gießelmann an Czichos in der 70. Minute tatsächlich das 2:1. Schiedsrichter Martin Petersen stand in dieser Szene goldrichtig, ahndete den Klammergriff des Düsseldorfers als Strafstoß. Marvin Ducksch schnappte sich den Ball, scheiterte aber zum Entsetzen der Kieler Fans an Wolf. Doch Drexler schaltete schnell und drückte den Abpraller über die Linie. Zwei Tore, die zur Leidenschaft und dem Siegeswillen der Kieler passten. Das Team von Markus Anfang wollte diesen Dreier, wollte die Herbstmeisterschaft – das war für jeden einzelnen Fan spürbar. Doch eine feine Einzelleistung von Rouwen Hennings, der aus 16 Metern Kronholm keine Chance ließ, reichte den Gästen, um am Ende doch noch glücklich einen Punkt aus Kiel zu entführen.

Die Störche gaben nicht auf, hatten durch David Kinsombi (87.) tatsächlich noch eine letzte Chance auf Treffer Nummer drei. Aber er bekam nicht genug Druck hinter seinen Kopfball, der leichte Beute für Wolf wurde.

Mit der Partie bei Eintracht Braunschweig (Freitag, 18.30 Uhr) beschließen die Kieler die Hinrunde. Mit der beim SV Sandhausen (17. Dezember, 13.30 Uhr) ein Jahr, das nicht erfolgreicher für die KSV hätte verlaufen können.

Stimmen nach dem Spiel

Aaron Seydel: „Wir sind nicht so ins Spiel gekommen, haben erst in der zweiten Halbzeit das gezeigt, was wir über 90 Minuten abrufen wollten. Nach dem 0:1 sind wir stark aufgekommen, drehen das Spiel bekommen unglücklich noch den Ausgleich. Natürlich willst du eine 2:1-Führung nach Hause bringen, aber unterm Strich geht das Ergebnis wohl in Ordnung.“

Rafael Czichos: „Wir haben keine gute erste Hälfte gespielt und sind zurecht Rückstand geraten. Erst in der zweiten Hälfte haben wir den defensiv sicheren Tempofußball gezeigt und sind ebenso verdient in Führung gegangen. Es tut mir für die Fans leid, dass wir im letzten Heimspiel durch eine Unachtsamkeit noch den Ausgleich kriegen. Aber insgesamt haben wir 2017 im Holstein-Stadion ein tolles Jahr erlebt.

Tim Siedschlag: „Es war heute wieder ein Spektakel, in dem wir nach dem Rückstand super zurückgekommen sind. Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn wir 2:1 gewonnen hätten. Aber die Fortuna hat heute ihre hohe Qualität bewiesen, die wir stellenweise überbieten konnten.“

F95-TrainerFriedhelm Funkel: „Wir haben ein intensives Spiel gesehen von zwei Mannschaften, die sich das Leben gegenseitig schwer gemacht haben. Wir waren in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft. Das traf auf Kiel dann in der zweiten Halbzeit zu. Sie haben viel Druck gemacht und sind verdient in Führung gegangen. Die Moral meiner Truppe war gut. Insgesamt ist es ein gerechtes Ergebnis, mit dem beide Seiten gut leben können.“

KSV-Trainer Markus Anfang: „In der erste Halbzeit nicht so gespielt, wie wir es können, weil wir vielleicht zu viel Respekt hatten. Fortuna hat tief gestanden und auf Konter gelauert. Das haben sie gu gemacht. In der zweiten Halbzeit haben wir dann den Fußball gespielt, den wir uns vorstellen. Wir sind zurecht in Führung gegangen. Hinten heraus ist es für uns ärgerlich, nach einem Einwurf den Ausgleich zu bekommen. Es war ein sehr interessantes Spiel. Vielleicht ärgern wir uns ein bisschen, dass wir nicht gewonnen haben, aber insgesamt können wir zufrieden, weil wir eine gute Leistung gezeigt haben.“

Spielinfo

Holstein Kiel: Kronholm – Herrmann, Schmidt, Czichos, van den Bergh – Kinsombi – Schindler, Mühling, Drexler, Seydel (79. Peitz) – Ducksch (76. Lewerenz). Trainer: Anfang
Fortuna Düsseldorf: Wolf – Schauerte, Hoffmann, Bormuth, Gießelmann – Ayhan (83. Kujovic) – Zimmer (75. Nielsen), Sobottka, Fink (75. Usami), Raman – Hennings. Trainer: Funkel
Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart)
Tore: 0:1 Raman (43.), 1:1 Schindler (55.), 2:1 Drexler (70.), 2:2 Hennings (85.)
Zuschauer: 11. 748
Bes. Vorkommnisse: Wolf hält Foulelfmeter von Ducksch (70.)

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