Unentschieden im Freitagabend-Krimi

Holstein Kiel – Werder Bremen II 1:1 (1:1)

In einer temporeichen und spannenden Partie trennten sich Holstein Kiel und Werder Bremen II 1:1. Vor 3794 Zuschauern brachte Fiete Sykora die Störche mit einem sehenswerten Kopfballlupfer in Führung (11.). Genau so gelungen war der Schlenzer in den Winkel des Bremers Martin Kobylanski zum 1:1 (35.). Die Störche warfen zum Ende noch einmal alles nach vorne. Doch der Siegtreffer wollte nicht mehr fallen.

Holstein-Trainer Thorsten Gutzeit veränderte die Störche-Startelf zum 4:2-Sieg auf St. Pauli auf zwei Positionen: Amando Aust stand seit dem 10. Dezember erstmals wieder vom Anpfiff an für den verletzten Steve Müller auf dem Rasen. Marc Heider begann in der Sturmspitze für Marcel Schied.

Die Störche schienen die knapp 4000 Kieler Fans im Holstein-Stadion das Wochenende versüßen zu wollen und legten los, als ginge es schon heute um den Aufstieg. Lauffreudig, tolle Kombinationen und hier und dort sogar Kabinettstückchen ließen immer wieder ein Raunen über die Tribünen gehen. Und spätestens als Fiete Sykora die zweite Ecke Gerrit Pressel mit dem Kopf über Werder-Torwart Otremba hinweg zur 1:0-Führung bog, war die Stimmung grandios (11.). Jede Balleroberung wurde frenetisch bejubelt. Die Störche wurden in die Angriffe gefeuert. Chancen zur Erhöhung des Spielstandes waren da: Amando Austs Kopfball-Aufsetzer aus sieben Metern hatte nicht genug Druck (22.). Einen Sykora-Schlenzer lenkte Otremba zur Ecke (26.). Auf der anderen Seite klärte Rafael Kazior einen 18-Meter-Kracher auf der Linie (28.). Der Holstein-Schwung war abgeebbt, Werder hielt mittlerweile stärker dagegen und kam mit einem ebenso sehenswerten Tor zum Ausgleich: Martin Kobylanski schlenzte den Ball aus 18 Metern spitzer Winkel unhaltbar über Morten Jensen hinweg zum 1:1 (35.). Beide Teams nahmen etwas Tempo aus der Partie und es ging mit dem Unentschieden in die Pause.

Die Störche kamen wieder aktiver als der Bundesliga-Nachwuchs aus der Kabine. Gerrit Pressel jagte einen Ball aus zwölf Monaten den Ball über das Tor (54.). Holstein übte weiter Druck aus, aber Werder stand in der Abwehr sortierter und setzte selbst immer wieder Nadelstiche über schnelle Konter. Ein Drehschuss vom Kobylanski konnte KSV-Schlussmann Jensen sicher parieren (63.). Auch einen 25-Meter-Freistoß des Bremer Torschützen begrub Jensen sicher unter sich (72.). Für die Störche, die jetzt viele lange Bälle spielten, verzog der aufgerückte Manuel Hartmann aus 16 Metern über das Bremer Tor (74.). Auch wenn sich beide Teams lange nicht so viele Torraumszenen genehmigten wie im ersten Durchgang, war die Partie weiter unterhaltsam und spannend. In der 82. Minuten hallte Jubel über den Holstein-Platz. Der Ball lag im Netz, aber Vorbereiter Fiete Sykora soll im Abseits gewesen sein. Die Störche warfen jetzt alles nach vorne. Der eingewechselte Marcel Schied wurde im letzten Moment an einem Abstauber behindert. Marc Heiders Schuss aus elf Metern wurde abgeblockt (86.). Auch das Stadion gab noch einmal alles und feuerte die Störche lauthals an. Fabian Wetter setzte in der Schlusssekunde einen Kopfball an den Pfosten, auch der Abstauber von Sykora wurde noch geblockt. Und so wollte der Siegtreffer einfach nicht mehr fallen.

Stimmen nach dem Spiel

Rafael Kazior: „Ich denke, wir haben hier heute gegen den stärksten Gegner der Regionalliga gespielt. Und dafür haben wir uns sehr gut verkauft. Das Gegentor ist ein Sonntagsschuss. Und am Ende fehlt uns das Glück.“

Fiete Sykora: „Wir hatten genug Chancen und haben ein gutes Spiel gemacht. Zwischendurch haben wir mit zu viel langen Bällen operiert, sonst hätten wir uns vielleicht früher wieder mehr Torchancen erspielt. Am Ende fehlte uns dann die Zeit.“

Amando Aust: „Wir können mit erhobenen Kopf heute vom Platz gehen. Werder Bremen war gut, aber wir waren besser und haben wenig zugelassen. Das Gegentor kann man nicht verteidigen. Und vorne fehlt uns am Ende Glück und Zeit. Ich bin mir sicher, wenn wir fünf Minuten länger gespielt hätten, hätte wir das hier noch gewonnen.“

Marcel Schied: „Wir hatten genug Torchancen. Aber wir machen uns keinen großen Kopf. Das ist das Schöne an englischen Wochen, wir können sofort wieder nachlegen. Und so lange wir alles selbst in der Hand haben, können wir positiv nach vorne schauen. Mir macht das Spiel sogar Mut, da wir hier gegen eine starken Gegner klar besser waren.“

Morten Jensen: „Werder hatte kaum Möglichkeiten. Ein Sonntagsschuss hat uns leider zwei Punkte gekostet. Aber das sehe ich nach so einer Leistung entspannt.“

Werder-Trainer Thomas Wolter: „Nach der ersten Viertelstunde konnte einem Angst und Bange werden. Wir sind nicht ins Spiel gekommen und Holstein strotze vor Selbstvertrauen. Gott sei Dank ist nur ein Tor gefallen in der Phase. Und dann haben wir uns frei geschwommen. Aber nicht wie gewohnt mit spielerischen Mittel. Dann haben in der Offensive die Qualität, dass der ein oder andere ein Tor schießen kann. Das hat Martin Kobylanski mit seiner einmaligen Schusstechnik eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Trotz allem bin ich nicht zufrieden. Sykora haben wir gar nicht in den Griff bekommen. Das war nicht das Werder Bremen, was wir kennen. Heute hatten wir am Ende das Glück des Tüchtigen.“

Holstein-Trainer Thorsten Gutzeit: „Wir hätte sehr, sehr gerne gewonnen. Die Möglichkeiten waren auch da. Ich musste die Mannschaft in der Halbzeit fast bremsen. Das war schon Hochgeschwindigkeitsfußball in den ersten 30 Minuten. Wir haben auch eine große Zahl an Spielen und viele Verletzte. Da hatte ich etwas Sorge, dass die Luft zum Ende knapp werden könnte. Aber wir haben das stark gemacht, müssen in der Überlegenheit zu Beginn das zweite Tor machen. Nach dem tollen Schuss in den Winkel hat Werder dann wieder Selbstvertrauen bekommen. In der zweiten Halbzeit haben wir alles, was wir zu Verfügung haben in die Waagschale geworfen und wollten unbedingt gewinnen. Da hat man gesehen, dass das Team Charakter und Willen hat, aber es sollte nicht sein. Ich muss meinen Spielern ein. Riesenlob zollen. Nach so einer Leistung wird mir nicht bange. Wir werden die nötigen Punkte holen.“

Holsten Kiel: Jensen – Herrmann, Hartmann, Aust, Wetter – Krause, Kazior – Johansen (81. Schied), Sykora, Pressel (68. Meyer) – Heider
Schiedsrichter: Wijnen (Garbsen)
Tore: 1:0 Sykora (11.), 1:1 Kobylanski (35.)
Zuschauer: 3794

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