Wahnsinn endet mit Punkteteilung

Störche nehmen nach turbulenten 90 Minuten dank 4:4 Punkt aus Paderborn mit

Solch ein Fußballspiel erlebt man nicht alle Tage: Die KSV Holstein hat nach einem verrückten Spiel einen Punkt vom SC Paderborn entführt. Die Störche lagen am Freitagabend zwischenzeitlich mit 1:3 in Rückstand, drehten die Partie binnen neun Minuten zum 4:3, ehe sie in der Schlussminute noch den Ausgleich hinnehmen mussten.

Den Start hatten sich die Störche sicherlich anders vorgestellt: Gerade einmal neun Sekunden waren gespielt, als Babacar Gueye KSV-Innenverteidiger Stefan Thesker den Ball vom Fuß spitzelte und zur frühen Führung einschob. Es war das zweitschnellste Tor im deutschen Profifußball. Die ganz in weiß spielenden Kieler schüttelten sich jedoch nur kurz – und kamen bereits nach sechs Minuten zum Ausgleich, als der freistehende Kingsley Schindler einen schönen Pass von Jae Sung Lee trocken ins linke untere Eck einnetzte. Wer nun gedacht hätte, dass sich beide Seiten nach diesen turbulenten Minuten eine Pause gönnen würden, sah sich getäuscht: Jannik Dehm verunglückte ein Klärungsversuch per Kopf, sodass der Ball zu Philipp Klement gelangte, der die Paderborner per sattem Schuss erneut in Front brachte (9.). Der erste Schuss, der nicht gleich ein Treffer war, kam dann von David Kinsombi. Den Abschluss des Kieler Kapitäns parierte SCP-Torwart Leopold Zingerle stark (11.). Es folgte die Phase, in der Holstein drei (!) Tore erzielte, von denen jedoch keines zählte, weil alle aus einer Abseitsstellung resultieren: Zunächst köpfte Janni Serra ein (21.), ehe Schindlers zwei Treffer binnen 45 Sekunden jeweils zurückgepfiffen wurden (26.). Auch danach blieben die Gäste das dominantere, weil spielstärkere Team, das jede Menge Aufwand betrieb, um zum erneuten Ausgleich zu kommen. In dieser Phase setzte Kinsombi einen Freistoß von der Strafraumkante in die Mauer (31.), kurz darauf prüfte Christpher Antwi-Adjej KSV-Torhüter Kenneth Kronholm mit einem Distanzschuss (34.). Doch so sehr Holstein das Spiel machte, das nächste Tor fiel auf der anderen Seite: Ben Zolinski durfte aus 14 Metern frei abziehen und verwandelte sehenswert per Direktabnahme ins rechte obere Eck zur 3:1-Pausenführung (43.) – auch weil Bernard Tekpetey einen Konter nicht ausspielte, sondern aus 20 Metern knapp am rechten Pfosten vorbeischoss (44.).

Nach dem Seitenwechsel machte die KSV da weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hatte: Mit starkem Offensivfußball und Gelegenheiten im Minutentakt: Zunächst drang Schindler von der rechten Seite in den Strafraum ein und zwang Zingerle zu einer Parade (47.), dann verzog Serra nach schöner Dehm-Flanke (54.), Alexander Mühling fand aus der Distanz ebenso in Zingerle seinen Meister (56.) wie Schindler zwei Minuten später und zum Ende des Chancenreigens klärte Jamilu Collins Jonas Mefferts Schuss kurz vor der Torlinie (61.). Als man auf Kieler Seite schon dachte, dass kein Ball mehr den Weg ins gegnerische Gehäuse finden würde, folgten neun Minuten purer Wahnsinn: Serra köpfte zum 3:2 ein (71.), Mühling erzielte per perfekt platziertem Schuss den Ausgleich (75.) und Schindler besorgte per Handelfmeter tatsächlich die Kieler Führung (80.). Zwischendurch hatte Kronholm einen Freistoß von Klement per Glanzparade aus dem rechten Winkel gekratzt (78.). Paderborn warf noch einmal alles nach vorne – und kam in der Schlussminuten doch noch zum Ausgleich: Nachdem der eingewechselte Marlon Ritter aus Abseitsposition das vierte nicht gegebene Tor des Abends erzielt hatte (84.), legte Gueye in der Schlussminute quer auf Zolinski, der ins leere Tor zum 4:4 einköpfte – gleichzeitig der Endstand dieses verrückten Spiels.

Paderborn: Zingerle – Dräger, Schonlau, Hünemeier, Collins – Gjasula (81. Ritter), Klement – Tekpetey (90. Düker), Antwi-Adjej (68. Schwede) – Zolinski, Gueye. Trainer: Baumgart.

Kiel: Kronholm – Dehm, Thesker (66. Thesker), Wahl, van den Bergh – Meffert – Mühling, Kinsombi – J.-S. Lee (89. Mörschel) – Schindler, Serra. Trainer: Walter.

Schiedsrichter: Koslowski (Berlin) – Tore: 1:0 Gueye (1.), 1:1 Schindler (6.), 2:1 Klement (9.), 3:1 Zolinski (43.), 3:2 Serra (71.), 3:3 Mühling (75.), 3:4 Schindler (80., HE), 4:4 Zolinski (90.) – Zuschauer:10.035.

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