Winterpause im Storchennest

„Zielgerichtete Ausbildung“

Das Zwischenfazit der Spielzeit 2009/10 fällt insgesamt positiv aus. Die ersten Junioren-Mannschaften der A-, B- und C-Junioren bieten ihren Gegnern ordentlich Paroli. Michael Bauer, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums der KSV Holstein, bewertet an dieser Stelle den bisherigen Saisonverlauf und erklärt die Ursachen für die allgemein positive Entwicklung im Storchennest.

Herr Bauer, es ist Winterpause im NLZ – wie lautet Ihr zwischenzeitliches Saisonfazit?

Bauer: Wir können mit den ersten Junioren-Mannschaften sehr zufrieden sein. Es gab noch keine Saison, in der sowohl die A-, B- und C-Junioren in der höchsten Spielklasse aktiv waren und so gute Ergebnisse erzielt haben. Dass es für die U16 und die U18 in der Regionalliga sehr schwer werden würde, musste jedem klar sein, der sich diesem Thema realistisch nähert.

Können Sie dem Leser beispielsweise den 5:1-Sieg der Holstein U19 bei Werder Bremen erklären?

Bauer: Wir freuen uns über einen solchen Erfolg, ohne ihn überzubewerten. In diesem speziellen Spiel hätte die U19 nach 20 Minuten auch 0:2 zurückliegen können. Es spielen hier natürlich verschiedene Faktoren eine Rolle, aber eines ist sicher: Wir können in diesem Jahr mit den Spitzenteams durchaus mithalten. Das zeigt die hervorragende Punkteausbeute der U19 und U15, die sich sogar im oberen Tabellendrittel festgesetzt haben und sich mit den Nachwuchs-Teams der Bundesligisten messen. Die A-Junioren waren zeitweise auch mental in einer Spirale der Euphorie. Jetzt muss die Mannschaft von Trainer Thorsten Gutzeit versuchen, die erfreulichen Leistungen in der Rückrunde zu bestätigen. Zuletzt ging den Spielern ja etwas die Puste aus. Aber auch die U17 hätte sicherlich zwei Punkte mehr auf dem Konto verdient gehabt.

Worin liegen die Ursachen für die allgemein positive Entwicklung?

Bauer: Gerade die U19 ist ein schönes Beispiel für die Entwicklung des NLZ bei Holstein Kiel. Einige A-Junioren-Spieler konnten bereits in den vergangenen zwei Jahren wertvolle Erfahrungen in der B-Junioren Bundesliga sammeln. Zum Vergleich: Der 1986/87er Jahrgang um Spieler wie Bartels, Meyer, Siedschlag und Vujcic hat sich damals in der A-Junioren-Bundesliga nicht so gut wie die heutige U19 geschlagen. Dennoch sind diese Spieler mittlerweile feste Größen in der zweiten und dritten Liga. Das zeigt, dass wir mit einem gezielten Konzept den Ausbildungsprozess forciert haben.

Wie gehen Sie mit Begehrlichkeiten anderer Klubs um? Nach den jüngsten Erfolgen und dem jährlichen Auswahlturnier in Duisburg machen einige Holstein-Spieler bundesweit auf sich aufmerksam…

Bauer: Klar, am Ende der Saison ist es das wichtigste, dass wir die besten Talente in unserem Klub halten. Wir arbeiten individueller mit unserem Nachwuchs, um die Identifikation mit Holstein Kiel zu erhöhen. Auch erstellen wir zweimal im Jahr für jeden Spieler, von der U12 bis zur U23, ein Zeugnis und bieten Fördertraining an. Die Trainer zeigen positive, aber auch negative Entwicklungstendenzen auf und führen zudem mit jedem Einzelnen ein persönliches Gespräch. Außerdem nehmen wir einige Spieler schon in der U17 unter Vertrag. Wenn jedoch ein ganz großer Klub anfragt, können wir uns in keinen finanziellen Wettbewerb begeben. Deshalb müssen wir die Spieler im Vorwege emotional an den Verein binden.

Kann die Nachwuchsarbeit noch verbessert werden?

Bauer: Unsere Trainer sind mit Ausnahme von Torsten Fröhling alle nebenamtlich beschäftigt und arbeiten zeitlich absolut am Limit. Alle Trainer passen fachlich wie menschlich hervorragend in unser Konzept. Vergessen möchte ich dabei nicht die Trainer der U18 und U16, Alf Baatz und Karsten Wagner, die zwar sportlich einen schweren Stand in der Regionalliga haben, aber ebenfalls tolle Arbeit leisten. Das Ziel kann deshalb nur lauten, die Hauptamtlichkeit sinnvoll zu forcieren, um sich auch hier weiterzuentwickeln. Außerdem stoßen wir besonders in der Winterzeit im Trainingsbetrieb an unsere Kapazitätsgrenzen. Teilweise trainieren vier Mannschaften gleichzeitig auf dem Kunstrasenplatz, weshalb das zielgerichtete Arbeiten für alle nur schwer möglich ist. Mit dem Richtfest des Erweiterungsbaus des Nachwuchs-Leistungszentrums in Projensdorf wurde aktuell aber ein Meilenstein für eine erfolgreiche sportliche Zukunft gelegt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Diesen Artikel teilen

Facebook
Twitter