Zur Lage der Kieler Störche

Interview mit Ralf Becker und Wolfgang Schwenke

Die KSV Holstein liegt vor dem 26. Spieltag auf Platz zehn, könnte mit einem Sieg im Nachholspiel bei den Sportfreunden Lotte aber bis auf einen Punkt an den dritten Rang herankommen. Wie zufrieden sind die Geschäftsführer der Störche, Ralf Becker und Wolfgang Schwenke, mit dem aktuellen Saisonverlauf? Wir fragten nach.

Die KSV hat in der ersten Halbzeit beim VfL Osnabrück kein gutes Spiel gemacht, in der zweiten sich aber durch eine starke Vorstellung viel mehr als die knappe 1:2-Niederlage verdient. Ist dieses Spiel ein Symbol für den bisherigen Saisonverlauf?

Wir waren beide im Stadion und können gut verstehen, dass unsere Fans enttäuscht gewesen sind. Es hat sich uns einmal mehr die große Chance geboten, in der Tabelle einen Sprung in die oberen Regionen zu machen. Ob dieses Spiel ein Symbol ist? Vielleicht. Es waren auf jeden Fall die beiden Gesichter zu sehen, die wir von unserer Mannschaft in dieser Saison schon häufiger gesehen haben. Auch bei Heimspielen. Positiv ist, so wie in Osnabrück die zweite Halbzeit, dass ein Wille zu erkennen ist, das Spiel unbedingt gewinnen zu wollen. Was auch in Osnabrück noch hätte gelingen können. Aber dieses Spiel hat auch gezeigt, was nicht überraschend ist, dass sie noch ihre Zeit braucht, sie reifen muss, um auch einmal über eine längere Phase konstante Leistungen abzuliefern. Aber dafür braucht sie auch weiterhin die positive Unterstützung der Fans.

Darf eine Mannschaft mit einem so breit aufgestellten Kader trotz der Ausfälle von Rafael Czichos und Dominic Peitz derart ins Wanken geraten wie im ersten Durchgang in Osnabrück?

Warum nicht? Wünschenswert ist das natürlich nicht, aber mit diesen Spielern haben uns zwei unserer absoluten Führungsspieler gefehlt. Wir wollen aber viele Führungsspieler haben. Um einer zu werden, brauchen diese Spieler auch einmal die Gelegenheit dazu, welche werden zu können. In der zweiten Halbzeit war ja dann auch zu sehen, dass wir viele Spieler haben, die das Zeug dazu haben.

Wir hatten in dieser Saison sehr viele Veränderungen im Kader. Ein Nachteil im Vergleich zu Teams wie Duisburg, Osnabrück, Regensburg und Lotte, die eine deutlich geringere Fluktuation hatten?

Sicher. Im Sommer sind acht neue Spieler zu uns gekommen, im Winter noch einmal vier. Auch das neue Trainerteam hat erst im August angefangen. An der Tabelle lässt sich leicht ablesen, dass die Teams, die im Kern seit Jahren zusammenspielen, auch oben stehen. Wir sehen die Mannschaft aber auf einem guten Weg. Der größte Fehler wäre jetzt, Halbzeiten wie die erste in Osnabrück als Maßstab zu nehmen und den Stab über die Mannschaft brechen. Die Entwicklung stimmt, das zählt. Und zu einer Entwicklung gehören Rückschläge genauso dazu wie Erfolge, und davon hatten wir im bisherigen Saisonverlauf auch schon einige.

Muss man sich als Fan um das Erreichen der sportlichen Zielsetzung Sorgen machen?

Wir befinden uns weiter in direkter Nähe zu den oberen Plätzen und haben weiterhin – trotz der unangenehmen Ergebnisse in Zwickau und Osnabrück – alles in eigener Hand. Wir haben einen Platz im oberen Drittel als Saisonziel ausgegeben und da sehen wir uns gerade voll auf Kurs. Sollten wir kurzfristig die Chance bekommen, ganz nach oben zu springen, werden wir uns dagegen sicher nicht wehren. Aber dazu gehört auch eine Portion Glück, davon hatten wir in dieser Saison bislang noch nicht sonderlich viel. Das Gros des Kaders hat langfristige Verträge, es ist also sichergestellt, dass diese Spieler die Zeit bekommen werden, zu einer Einheit zu reifen. Zu wachsen.

Die Zuschauerzahlen stagnieren, wie steht es um die wirtschaftliche Lage der KSV?

Die Zuschauerzahlen hängen unmittelbar von den Tabellenplätzen ab, und leider haben wir es bisher immer knapp verpasst, den Sprung an die Top Drei zu machen. Stehen wir dort, steigen erfahrungsgemäß auch die Zuschauerzahlen. Aber er war schon öfter möglich, und das macht uns Mut. In dieser Liga kann sich innerhalb von zwei Spieltagen alles drehen, wir werden also auch auf dem Boden bleiben, wenn wir auf einen Aufstiegsplatz springen sollten. Wir werden aber auch die Ruhe bewahren, wenn wir einmal eine sportliche Durststrecke durchstehen müssen. Wichtig ist, dass der Verein wirtschaftlich gesund ist und ein Rahmen gegeben ist, in dem sich alle auf den Sport konzentrieren können. Das ist in dieser Liga keine Selbstverständlichkeit.

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