Löwen wollen nicht mehr zittern: Braunschweig im Gegnercheck

Wenn am Sonntag um 13:30 Uhr im Stadion an der Hamburger Straße der Anpfiff ertönt, schlagen die Herzen echter Fußball-Traditionalisten höher. Das Duell Eintracht Braunschweig gegen Holstein Kiel, das schon in den Tagen vor Einführung der Bundesliga die Massen in der erstklassigen Oberliga Nord elektrisierte, hat bis heute nichts von seinem Reiz eingebüßt.

Auch wenn sich beide Clubs viele Jahre aus den Augen verloren hatten, erlebte die traditionsreiche Begegnung – am Sonntag steigt das insgesamt 71. Pflichtspiel zwischen Braunschweig und Kiel – seit der Rückkehr der KSV in die 2. Liga im Sommer 2017 eine Renaissance. Wenn sich Löwen und Störche am Sonntag zum insgesamt neunten Mal in der eingleisigen 2. Bundesliga duellieren, werden über 20.000 Zuschauer dem Fußball-Leckerbissen einen würdigen Rahmen verleihen.

Am Ende der vergangenen Saison erreichte die Eintracht mit dem Klassenerhalt ihr großes Saisonziel. Dennoch rieben sich die Beobachter verwundert die Augen, musste Aufstiegs- und Erfolgstrainer Michael Schiele trotz kurz zuvor erfolgter Vertragsverlängerung doch seinen Stuhl räumen. Sportchef Peter Vollmann, der mit allen Wassern des Zweitliga-Fußballs gewaschen ist und dessen Name bei den Holstein-Fans auch knapp 15 Jahre nach seinem kuriosen Abgang aus Kiel – die Störche waren Spitzenreiter der Regionalliga Nord als Trainer Vollmann entlassen wurde – noch immer einen guten Klang hat, installierte mit Jens Härtel einen nicht minder sympathischen Chefcoach auf der Braunschweiger Trainerbank. War das Spiel der Löwen in der vergangenen Saison häufig vom Kampf geprägt, erhoffen sich die Verantwortlichen in der neuen Spielzeit unter Härtel mehr spielerische Elemente und vor allem mehr Abstand zur Gefahrenzone der Liga. Ob Letzteres mit dem umgekrempelten Kader und nach den Abgängen von Hochkarätern wie Stürmer Lion Lauberbach (nun KV  Mechelen) und Mittelfeld-Ass Immanuel Pherai (HSV) umsetzbar sein wird, darüber könnten bereits die ersten Spieltage Aufschluss geben. Die Fans des Altmeisters von 1967 stellen sich auf jeden Fall erneut auf eine spannende Saison ein.

Zehn Testspiele, fünf Siege, drei Niederlagen und zwei Unentschieden, so lautet die Bilanz der Löwen während der Saison-Vorbereitung. Beide Teams, sowohl Eintracht Braunschweig als auch Holstein Kiel, konnten ihre letzten Härtetests am vergangenen Wochenende für sich entscheiden. Die Blau-Gelben besiegten Rot Weiss Essen mit 1:0, Holstein bezwang Union Berlin mit 2:1. „Es war keine berauschende Leistung, aber wir haben gewonnen und die Jungs sich durchgebissen“, kommentierte BTSV-Coach Jens Härtel den Sieg gegen den Drittligisten von der Hafenstraße mit gemischten Gefühlen.

Neun Zugänge hat Braunschweig während der Sommerpause verpflichtet. Zuletzt heuerte der Ex-Regensburger Kaan Caliskaner bei der Eintracht an. Für den Jahn lief Caliskaner 85-mal auf. In der vergangenen Spielzeit erzielte er in 29 Zweitliga-Spielen sechs Tore. Abgesehen von Torhüter Tino Casali (zuletzt in Altach), der hinter Stammkeeper Ron-Thorben Hoffmann als Herausforderer auf seine Chance wartet, ruhen die Hoffnungen der Löwen vor allem auf namhaften Neuzugängen wie Marvin Rittmüller (Heidenheim) und Sebastian Griesbeck (Fürth). Aber auch der neue Kapitän Jannis Nikolaou wird viel Verantwortung tragen müssen, soll das Unternehmen Klassenerhalt erneut erfolgreich bewältigt werden.

Die insgesamt optimistische Stimmung an der Hamburger Straße erhielt in der vergangenen Woche einen Dämpfer. Neuzugang Sidi Sané vom FC Schalke 04, zog sich im Testspiel gegen Rot-Weiß Essen eine Knieverletzung zu und wird wochenlang pausieren. Damit fehlt der Youngster sowohl in der ersten Runde des DFB-Pokals (Freitag, 11. August, 20.45 Uhr), als auch am dritten Spieltag der Zweitliga-Saison (20. August, 13.30 Uhr) vor heimischer Kulisse gegen die Königsblauen.

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