Das nächste Endspiel für die Störche
Zum Abschluss der Hamburger Woche trifft der Fußball-Regionalligist Holstein Kiel am Sonnabend um 14.00 Uhr auf den Hamburger SV II. Die Mannschaft von Peter Vollmann will im Kampf um den Klassenerhalt nach der Niederlage auf St. Pauli zurück in die Erfolgsspur. „Es wird eine Holstein-Mannschaft auf dem Feld stehen, die in der Lage sein wird, die Spitzenmannschaft aus Hamburg in die Knie zu zwingen“, setzt Vollmann auf eine Trotzreaktion seiner Elf.
Als beste der sechs Bundesliga-Reserve-Mannschaften kommt der Hamburger SV II an die Förde. Das vorrangige Saisonziel Klassenerhalt ist schon lange abgehakt, seit Wochen mischen die Hamburger stattdessen die Spitze mächtig auf. Aufsteigen können die
Schützlinge von Trainer Karsten Bäron zwar nicht – immerhin würde ein
Aufstiegsplatz am Saisonende aber für sie mit einem Startrecht im DFB-
Pokal belohnt werden. Ein durchaus lohnendes Ziel. Momentan hat der
HSV einen Punkt weniger als Rot-Weiß Ahlen auf Rang zwei, allerdings
auch ein Spiel weniger ausgetragen.
Ihre Rolle als bestenfalls „graue Maus“ in der Liga hatten die
Hamburger schon nach wenigen Wochen der Saison abgestreift. Nachdem
der Saisonstart mit 0:0 in Magdeburg und 1:4 gegen Wuppertal nicht
gut gelungen war, sorgten spätestens die 1:0-Erfolge gegen die bis
dahin unbesiegten Teams des VfB Lübeck (daheim, 4. Spieltag) und
Union Berlin (auswärts, 7. Spieltag) dafür, dass jeder die „Rothosen“
als ernsten Anwärter auf einen Platz im oberen Tabellendrittel
betrachtete. Dem Lokalrivalen FC St. Pauli bot man beide Male Paroli
(jeweils 0:0), siegte an der Lübecker Lohmühle (4:1) und im
Wuppertaler Zoo-Stadion (3:0). Nur beim 1:5 an der Bremer Brücke
(allerdings mit einer stark ersatzgeschwächten Mannschaft) und beim
0:3 gegen Werder Bremen II wurden der Mannschaft ihre Grenzen
aufgezeigt.
Die erfolgreiche Saison ist umso erstaunlicher, da die Bundesliga-
Mannschaft eine enttäuschende Serie spielt. Ständige Unterstützung
„von oben“ gibt es nicht – umgekehrt wurden vorrangig für die
Amateure eingeplante Spieler wie Volker Schmidt, Änis Ben-Hatira oder
auch US-Nationalspieler Benny Feilhaber bereits des Öfteren im Profi-
Kader gebraucht. Eine Situation wie beim 2:0 gegen Dortmund II, als
mit Danijel Ljuboja, Piotr Trochowski und Raphael Wicky gleich drei
gestandene Bundesliga- und Nationalspieler aufliefen, blieb die
einmalige Ausnahme.
Die Hamburger Youngster haben selbst die nötige Qualität, um im
Regionalliga-Alltag zu bestehen. Der von Kickers Emden gekommene
Torjäger Massimo Cannizzaro beispielsweise erfüllte die ihm
zugedachte Rolle als Torjäger, traf vor allem in der Vorrunde
regelmäßig. An seiner Seite entwickelte sich zudem der aus der A-
Jugend hochgerückte Rouwen Hennings ebenfalls zu einem starken
Drittliga-Angreifer – auch wenn er zuletzt Ladehemmung hatte.
Die personell dezimierte Kieler Deckung – Sandmann, Henzler und Dogan fallen langfristig aus – wird gegen die „Rothosen“ alle Hände voll zu tun haben. „Der HSV ist nicht irgendeine Mannschaft“, warnt Trainer Vollmann vor der spielstarken Bäron-Elf. „Die sind technisch und taktisch sehr beschlagen, wir müssen also über andere Qualitäten zum Erfolg kommen“, sieht Vollmann in diesen Bereichen leichte Vorteile für die Hamburger. Neben den erwähnten langfristigen Ausfällen steht auch hinter den Einsätzen von Christian Jürgensen (Grippe), Martin Hauswald (Magen-Darm-Infektion), Holger Hasse (Rückenprobleme) und Sören Brandy (Mandelentzündung) ein dickes Fragezeichen.
„Nur mit 100 % Einsatz haben wir eine Chance, das war in den letzten Wochen nicht anders“, setzt Vollmann bei seinem Team auf den Kampf bis an die Schmerzgrenze. Erst kurz vor dem Anpfiff wird sich Vollmann für eine Startformation entscheiden können, aber die personell angeschlagene KSV wird ohne Veränderungen nicht auskommen. Zur neuen Nummer 1 hat Peter Vollmann vorläufig den Ex-Hamburger Adrian Horn berufen. Auf der Bank wird einer der Oberliga-Torhüter Nico Bayer oder Ivan Belyaev Platz nehmen. „Noch sind wir gut positioniert, darauf wollen wir gegen den HSV aufbauen“, hofft Vollmann, den vier Punkte Vorsprung in der Tabelle weiter ausbauen zu können.