Super-Samstag, Super-Holstein, Supergeil!

Holstein Kiel – SV Wehen Wiesbaden 3:0 (0:0)

Entfesselt aufspielende Störche besiegen den SV Wehen Wiesbaden mit 3:0. Bei Frühlinswetter traf wie im Hinspiel Tim Danneberg für Holstein und brachte seine Farben auf die Siegerstraße (50.). Direkt im Gegenzug vergab Michael Wiemann die große Chance zum Ausgleich. Einen Foulelfmeter (Mikkel Vendelbo an Steffen Haas) knallte er an die Oberkante der Latte (52.). Zehn Minuten vor Spielende machte der eingewechselte Marcel Schied nach starker Vorarbeit von Fiete Sykora und Rafael Kazior den Sack zu. Den 3:0-Schlusspunkt setzte der ebenfalls eingewechselte Kevin Schulze (85.). Nach dem 3:0-Sieg beendet Holstein Kiel den 28. Spieltag auf dem Nichtabstiegsplatz 17.

Holstein–Trainer Karsten Neitzel änderte die Störche–Startelf zum 0:0 der Vorwoche in Erfurt dreimal. Hauke Wahl ersetzte den gelbgesperrten Marcel Gebers, Manuel Schäffler stand für Fiete Sykora beim Anpfiff auf dem Rasen und Tim Siedschlag begann für den verletzten Marc Heider.

Auch im 15. Heimspiel der Saison hieß es von Beginn an Sturm und Drang von Holstein Kiel. Rafael Kazior eröffnete eine Chancenserie mit einem Pfostenschuss vom Strafraumeck (8.), Manuel Schäffler köpfte nach einer Ecke knapp neben das Tor (10.). Patrick Breitkreuz kam aus 17 Metern völlig frei zum Abschluss, das Leder rutschte allerdings über den Spann und hüpfte ins Toraus (11.). Kiel war weiterhin das einzige Team, das nach vorne spielte: Schäffler kam einen Schritt zu spät, nachdem SVWW-Innenverteidiger Nico Herzig das Leder etwas knapp zu seinem Schlussmann Markus Kolke zurückgeköpft hatte (25.). Bis dahin waren die Gäste nur mit Freistoßflanken in den Kieler Strafraum gekommen, als Steffen Haas mit einem tödlichen Pass die KSV-Defensive aushebelte. Niklas Jakusch blieb im Eins-gegen-Eins mit José Vunguidica Sieger (26.). Wehen Wiesbaden konnte die bis dahin druckvollen Störche danach mehr in Schach halten, bis Kazior einen weiteren „Riesen“ auf dem Schuh hatte – in Rücklage hebelte er das Leder jedoch drüber (36.). Die letzte Großchance der ersten Hälfte vereitelte Hauke Wahl, der Vunguidica in das Leder vom einschussbereiten Fuß klaute (37.).

In der 50. Minute, um exakt 15.05 Uhr, brandete wohl über ganz Kiel der Jubel aus dem Holstein–Stadion. Flanke Fabian Wetter, der Ball rutschte bis an den zweiten Pfosten durch, wo Tim Danneberg zum 1:0 eindrückte. Der tosende Applaus verklang zwei Minuten später, als Haas im Kieler Strafraum geschickt bei Mikkel Vendelbo einfädelte und Schiedsrichter Siebert auf den ominösen Punkt zweigte. Michael Wiemann, in dieser Spielzeit schon viermal aus elf Metern erfolgreich, trat an und nagelte den Ball an die Latte (52.). Der SVWW machte jetzt mehr für die Offensive und gab Holstein Raum zum Kontern. Fiete Sykora köpfte nach maßgenauer Flanke von Breitkreuz aus vier Metern SVWW-Schlussmann Kolke genau in die Arme (69.). Mikkel Vendelbo schoss aus 28 Metern links neben das Weheren Tor (75.). Wetter prüfte aus 23 Metern per direktem Freistoß Kolke (78.). Für die Entscheidung sorgte der eingewechslte Marcel Schied. Fiete Sykora schickte Kazior ins Eins-gegen-Eins mit Kolke, der Kieler behielt aber die Übersicht und legte auf „Schiedi“ ab, der noch einen Haken schlug und zum 2:0 einschob (79.). Eine Augenweide war auch das 3:0. Kevin Schulze legte sich zehn Meter vor der eigenen Hälfte sein Tor selbst vor, legte auf Herrmann, der wieder Schulze steil schickte und der Neuzugang aus Fürth direkt zum 3:0 einschoss (85.). Drei Tore, drei Punkte, Abpfiff!

Stimmen nach dem Spiel

Fiete Sykora: „Von einem Befreiungsschlag können wir nicht reden, da wir uns in der Tabelle nicht großartig bewegt haben. Aber es war sehr wichtig, dass wir diesen Dreier geholt haben und wie wir insgesamt aufgetreten sind. Das sollte wegweisend für die kommenden Spiele sein.“

Marcel Schied: „Vor wenigen Wochen war ich nicht im Kader und heute schieße ich das Tor. Ich denke, das zeichnet uns derzeit auch aus. Wir sind eine Mannschaft, gemeinsam ackern wir Woche für Woche und arbeiten hart für unser Ziel. Heute haben wir uns wieder belohnt und uns Selbstvertrauen für die kommenden entscheidenden Wochen geholt.“

Kevin Schulze: „Heute waren wir alle wieder heiß und wollten den vielen Kritikern der letzten Tage zeigen, dass wir auch Spiele gewinnen können. Das ich getroffen habe freut mich natürlich, aber entscheidend ist der Sieg.“

Holsteins Sportlicher Leiter Andreas Bornemann: „Es war heute in zweierlei Hinsicht wichtig, dreifach gepunktet zu haben. Zum einen, da wir den Auswärtspunkt in Erfurt versilbert haben, zum anderen, da die übrigen Mannschaften um uns herum ebenfalls gepunktet haben und jetzt einige Mannschaften nach unten gerutscht sind, die damit vor einigen Wochen nicht gerechnet haben. Der Kampf um den Klassenerhalt ist jetzt erst richtig eröffnet und da kann es durchaus für uns sprechen, dass wir schon einige Wochen Erfahrung im Tabellenkeller haben.“

SVWW-Trainer Marc Kienle: „Wir hatten große Probleme ins Spiel zu kommen. Kiel war präsenter und hatte gute Gelegenheiten. Wir haben uns berappelt, sind besser ins Spiel gekommen und hatten auch eine Großchance durch Joe Vunguidica, der leider nicht das Eins-gegen-Eis für uns entscheidet. In der Halbzeit hatte ich das Gefühl, dass wir hier etwas mitnehmen können. Aber nach dem Wiederanpfiff hat meine Mannschaft die Grundtugenden des Fußballs missen lassen. Kiel war dann einiges besser als meine Mannschaft, die auch noch die große Chance zum Ausgleich hat liegen lassen. Kompliment an Kiel, mit der Leistung von uns bin ich enttäuscht.“

Holstein-Trainer Karsten Neitzel: „Fußball ist manchmal mehr als nur das, was man 90 Minuten auf dem Patz sieht. Ich freue mich total zu sehen, wie die Mannschaft trotz allen Umständen von Außen – Spiele werden nicht gewonnen, der hässliche Tabellenplatz, der blöde Trainer – Woche für Woche wegsteckt und eine gute Leistung auf den Platz bringt. Und wir haben nach Erfurt letzte Woche auch heute wieder eine gute Leistung auf den Platz gebracht. Daher: Ein Riesenkompliment und Dankeschön an alle, die zu uns halten und mit uns gefiebert haben. Auf das Ergebnis heute müssen wir anderes reagieren als auf das 3:0 gegen Münster. Aus den beiden Auswärtsspielen müssen wir etwas nach Kiel mitbringen.“

Holstein Kiel: Jakusch – Herrmann, Wahl, Hartmann, Wetter – Siedschlag (84. Schulze), Vendelbo, Danneberg, Breitkreuz (76. Schied) – Schäffler (46. Sykora), Kazior. Trainer: Neitzel

SV Wehen Wiesbaden: Kolke – Ahlschwede, Wiemann (67. Vidovic), Herzig, Grupp – Steffen Haas (65. Christ), Mann – Jänicke, Book, Mintzel (57. Schnellbacher) – Vunguidica. Trainer: Kienle

Schiedsrichter: Siebert (Berlin)

Tore: 1:0 Danneberg (50.), 2:0 Schied (79.), 3:0 Schulze (85.)

Zuschauer: 4.120

Besondere Vorkommnisse: Wiemann schieß Foulelfmeter an die Latte (52.)

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