Philipp Sander: Aus dem eigenen Nachwuchs in die Startelf

Philipp Sander (re.) bejubelt seinen ersten Saisontreffer gemeinsam mit Fabian Reese

Im Alter von 17 Jahren wechselte Philipp Sander in das Nachwuchsleistungszentrum unserer KSV. 2018 unterschrieb der gebürtige Rostocker einen Profivertrag und feierte im selben Jahr noch sein Debüt für die Ligamannschaft. Nachdem er in der Saison 2020/21 auf Leihbasis für den Drittligisten SC Verl am Ball war, hat sich der technisch starke Mittelfeldspieler bei unseren Störchen spätestens in der laufenden Spielzeit zum unumstrittenen Stammspieler entwickelt.

Es läuft bereits die Nachspielzeit, als Tim Walter in Richtung seiner Einwechselspieler schaut und Philipp Sander zu sich winkt. Der Coach gibt dem Jungprofi noch ein paar Worte mit auf den Weg, dann wird der Mittelfeldspieler auf’s Feld geschickt und erlebt wenig später den Schlusspfiff eines denkwürdigen Spiels mit.

Die Rede ist vom 23. Dezember 2018, als unsere Störche einen Tag vor Heiligabend ihren Fans ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk machen, indem sie den Hamburger SV im ausverkauften Holstein-Stadion mit 3:1 besiegen. An diesem Tag verhilft der damalige KSV- und heutige HSV-Trainer Tim Walter dem damals 20-jährigen Sander zu seinem Profidebüt. Die kurze Zeitspanne zwischen Einwechslung und Schlusspfiff wird zwar sein einziger Zweitliga-Einsatz in der Saison 2018/19 bleiben, aber der Moment ist natürlich für die Ewigkeit – und viele weitere Einsätze werden folgen. Aber dazu später mehr.

Zunächst einmal ist das Eigengewächs, das als 17-Jähriger vom FC Hansa Rostock in das Nachwuchsleistungszentrum unseres Vereins wechselt, nach zwei Jahren in der U19 in die U23 aufrückt und im April 2018 seinen ersten Profivertrag unterschreibt, für die Jungstörche in der Regionalliga Nord am Ball, ehe er in der Saison 2020/21 an den SC Verl ausgeliehen wird. Beim Drittligisten ist der beidfüßige Techniker von Beginn an Stammspieler und bestreitet 35 von 38 möglichen Spielen.  „In diesem Jahr in Verl habe ich mich am meisten weiterentwickelt“, blickt Sander heute zurück und ergänzt: „Ich habe auch schon vorher im Training gemerkt, dass ich mithalten kann, aber das Wichtigste ist als junger Spieler einfach die Spielpraxis. Das ist das, was einen wirklich weiterbringt. In dieser Zeit habe ich in Sachen Zweikampfverhalten und Selbstbewusstsein noch einmal einen Sprung gemacht.“

Nachdem die Leihe beendet ist, wird der Rückkehrer in der vergangenen Saison bei unseren Störchen zum festen Bestandteil des Aufgebots und bestreitet 19 Zweitliga-Spiele, ehe aufgrund einer Herzmuskelentzündung nach einer Corona-Infektion die Saison für ihn vorzeitig beendet ist. Doch Sander erholt sich, spielt eine starke Saisonvorbereitung und gehört in der laufenden Spielzeit ohne Frage zu den ganz hellen Lichtblicken unserer KSV. Der 25-Jährige entwickelt sich zum Stammspieler und steht in 30 der bisherigen 32 Saisonspiele auf dem Platz. Doch woran liegt’s, dass es für den Jungen aus unserem eigenen Nachwuchs so gut läuft? „Ich versuche, in jeder Trainingswoche Gas zu geben. Dabei hoffe ich, gesund zu bleiben, weil das für jeden Fußballprofi natürlich das Wichtigste ist. Ich bin in den letzten Jahren als Persönlichkeit und als Fußballer gereift, sodass ich gewisse Spielsituationen mit einem anderen Selbstbewusstsein annehmen kann als noch mit Anfang 20“, analysiert Sander, der auch regelmäßig nach dem Training Extra-Einheiten einlegt, um an der eigenen Entwicklung zu feilen. „Ich glaube, dass ich innerhalb des Teams im Laufe der Saison auch noch einmal eine andere Rolle eingenommen habe und versuche diese mit guter Leistung zu erfüllen“, beschreibt der Student der Wirtschaftspsychologie seinen jüngeren Werdegang.

Apropos Werdegang: Es läuft für den Mittelfeldspieler nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz alles nach Plan, da sich das 2018 aufgenommene Studium dem Ende zuneigt. „Ich freue mich schon auf den Moment, wenn ich den Abschluss in den Händen habe“, so Sander, der die Doppelrolle als Fußballprofi und Student jedoch nicht als belastend, sondern vielmehr als sehr befruchtend wahrnimmt: „Mir gut es extrem gut, neben der Arbeit auf dem Platz noch eine geistige Tätigkeit zu haben, um gedanklich mich nicht nur mit Fußball zu beschäftigen. So schaffe ich mir einen Ausgleich, der mir sehr wichtig ist, und sorge zugleich für die Zukunft vor. Denn im Fußball kann es sehr schnell gehen, weil die Karriere zum Beispiel durch eine Verletzung frühzeitiger beendet sein kann, als man es vorher gedacht hat. Und es gibt ja auch noch ein langes Leben nach der aktiven Karriere.“

Doch bis zum Karriereende ist es hoffentlich noch lange hin. Bis dahin dürfen sich die Holstein-Fans noch auf viele weitere perfekt getimte Pässe, Abschlüsse aus der zweiten Reihe und gewonnene Zweikämpfe von Philipp Sander freuen, der den Sprung aus unserem Nachwuchs in die Startelf der Profis endgültig geschafft hat.

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