VfL Osnabrück – Holstein Kiel 3:2 (0:1)

Holstein rutscht auf einen Abstiegsplatz / Fotos im Bildarchiv

Schockerlebnis für Holstein Kiel. Die Mannschaft von Trainer Peter Vollmann kassierte vor 6.000 Zuschauern an der Bremer Brücke eine bittere 2:3-Niederlage. Dabei hatten die aufopferungsvoll kämpfenden Störche bis zur 70. Minute als der sichere Sieger ausgesehen. Durch die beiden Tore von Pavel Dobry (43.) und Dmitrijus Guscinas (60.) lagen die Kieler klar vorne, mussten dann in einer turbulenten Schlussphase binnen elf Minuten drei Gegentreffer schlucken. Dabei leitete der verwandelte Foulelfmeter von Addy-Waku Menga in der 76. Minute die Wende ein. Torjäger und Routinier Thomas Reichenberger schickte die Störche mit seinem Doppelschlag in der 82. und 87. Minute ins Tal der Tränen. Die KSV ist nach dem Schock von Osnabrück auf einen Abstiegsplatz zurückgefallen. Die Vollmann-Elf rangiert nun punktgleich mit Borussia Dortmund II auf dem 15. Tabellenplatz, der am Ende der Saison gleichbedeutend wäre mit dem Gang in die Oberliga.

Vor dem Spiel ehrte der VfL Osnabrück seinen Rekordspieler Joe Enochs für seinen 358. Auftritt im lila-weißen Trikot und schenkte ihm einen Strandkorb. In selbigen schien sich die Mannschaft von Claus-Dieter Wollitz in der Anfangsphase der Partie zu begeben, denn die Gäste aus Kiel übernahmen das Kommando. Ein erstes Signal von Seiten des VfL kam in der 3. Minute, aber der 25-m-Schuss von Addy-Waku-Menga fand sein Ziel nicht. Holstein war bemüht, dem Spiel den eigenen Stempel aufzudrücken. In der 6. Minute hinderte Oliver Beer KSV-Angreifer Dmitrijus Guscinas an der Strafraumgrenze am Torschuss. Gute zehn Minuten später bewahrte Holstein-Schlussmann Adrian Horn bei einem Reichenberger-Lupfer die Ruhe. Aufatmen bei den Lila-Weißen nach einer Viertelstunde, denn eine Dobry-Hereingabe trifft der überraschte Henning Grieneisen vor dem Osnabrücker nicht mehr richtig. Zwei Minuten später köpft Marko Tredup eine Grieneisen-Flanke an den eigenen Pfosten. Viel Dusel für die daheim ungeschlagene Wollitz-Elf. Und auch in der 22. Minute konnten die VfL-Fans aufatmen, denn ein satter 30-m-Freistoß von Holger Hasse strich nur knapp über die Torlatte des von Frederik Gößling gehüteten Kastens der Lila-Weißen hinweg. In der 30. Minute hätte Schiedsrichter Borsch aus Mönchengladbach durchaus auf den Elfmeterpunkt zeigen können, denn nach einem Konter über Pavel Dobry wird der mitgelaufene Guscinas umgerissen – kein Pfiff. Ärger bei den Kielern, die den Unparteiischen nach dieser Aktion bedrängten. Und weiter die KSV Holstein. Einen tollen Kopfball von Hasse (32.) nach Eckball Mikolajczak kratzt Tredup im letzten Moment von der Torlinie. Das hätte die Führung sein müssen für die Vollmann-Elf. Doch kurz vor der pause wurden die Kieler Bemühungen dann endlich belohnt. Auf der rechten Außenbahn ließ der quirlige Grieneisen Bewacher Andreas Schäfer einfach stehen und flankte scharf in das Strafraumzentrum des VfL. Dort verlängerte Dobry das Leder per Kopf an den Innenpfosten und von dort sprang der Ball zur verdienten Kieler Führung in die Maschen. VfL-Keeper Gößling war bei diesem Treffer machtlos. Freudentaumel im Kieler Fanblock, Hohn und Spott für die eigene Mannschaft aus dem Osnabrücker Fanlager.

Auch nach dem Wechsel ging Holstein weiter diszipliniert und konzentriert zu Werke. In der 47. Minute zeigte Gößling bei einer Faustabwehr nach Freistoß Mikolajczak deutliche Unsicherheiten. Sein gegenüber Adrian Horn klärte hingegen zwei Minuten später toll gegen den frei vor dem Gehäuse auftauchenden Menga. Verpasste Dobry in der 60. Minute aus aussichtsreicher Position noch das 2:0 für die taktisch klug agierenden Störche, so machte es sein Sturmpartner Dmitrijus Guscinas fünf Minuten später besser. Nach einer schönen Vorarbeit über Fin Bartels und Andre Breitenreiter legt der KSV-Kapitän das Leder zurück und der Litauer brauchte den Ball nur noch einzudrücken. Und dann kam die Aktion, die die Wende in der osnatel-Arena einleiten sollte. Nachdem Menga über die linke Strafraumseite durchgebrochen war, konnte er von Sven Boy und Holger Hasse nur noch durch einen Rempler gestoppt werden. Der geschickt einfädelnde Menga erhielt von Schiedsrichter Borsch sofort den erhofften Strafstoß zugesprochen. Der Gefoulte trat selbst an und sorgte für den Anschlusstreffer. Hatten die Osnabrücker-Fans bis zu dieser Aktion nur noch die Aktionen der Gäste aus Kiel mit lautstarkem Beifall belohnt, so schwenkte die Stimmung nun wieder zu Gunsten der eigenen Mannschaft um. Und Holstein ließ sich von der Atmosphäre und der nun urplötzlich auftretenden eigenen Nervosität nun immer mehr anstecken. Die KSV geriet ins Schwimmen und verlor die zuvor 70 Minuten lang bravourös gehaltene innere Ordnung. Und dann kam die große Show des Thomas Reichenberger. Wochenlang bei den Verteidigern der Regionalliga Nord abgemeldet, bestrafte der Bundesliga erfahrenen Routinier durch einen Kopfball ins lange Eck (81.) sowie einen Schlenzer von der Strafraumgrenze (88.) per Doppelschlag das Kieler Nervenflattern. Bitterer kann man ein Fußballspiel kaum verlieren. (Patrick Nawe)

Osnabrück: Gößling – Tredup, Cichon, Beer, Schäfer (Engel/63.)- Chitsulo (Schanda/84.), Enochs, Nouri, Aziz (Tüting/70.)- Menga, Reichenberger

Holstein: Horn – Petersen, Boy (88. Neubert), Rohwer – Grieneisen, Hasse, Mikolajczak – Breitenreiter, Bartels (Niedrig/83.)- Guscinas, Dobry

Tore: 0:1 Dobry (43.), 0:2 Guscinas (65.), 1:2 Menga (74.) per Foulelfmeter, 2:2 Reichenberger (81.), 2:2 Reichenberger (88.)

Schiedsrichter: Borsch(Mönchengladbach)

Zuschauer: 6000

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