Gegnercheck Karlsruher SC: Bedeutsam in der Historie, formstark in der Gegenwart

Mit dem Karlsruher SC empfangen unsere Störche am Samstag um 13 Uhr im Holstein-Stadion nicht nur einen Gegner, der auf eine bedeutsame Geschichte zurückblicken, sondern auch aktuell in der zweiten Bundesliga auf eine bärenstarke Serie verweisen kann. Beides – und noch weitere interessante Infos über den KSC – beleuchten wir in unserem Gegnercheck.

Stadt mit großer Fußballgeschichte

Auch wenn die Fußballfans in Karlsruhe seit nunmehr 15 Jahren auf die Rückkehr in die 1. Bundesliga warten und man zwischenzeitlich sogar den Abstieg in die Drittklassigkeit ertragen musste, gehört die Stadt hierzulande in Sachen Fußball immer noch zu den historisch bedeutendsten. Auf einem Rundgang durch die mit rund 309.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Baden-Württembergs passiert man zahlreiche Kultstätten der deutschen Fußballgeschichte. Denn zu den 86 Gründungsvereinen des im Jahre 1900 gegründeten Deutsche Fußball-Bund (DFB) gehörten auch der Karlsruher FV, der Karlsruher FC Südstadt und Phönix Karlsruhe, einer der beiden Vorgängervereine des heutigen KSC. Auch wenn Phönix zunächst im Schatten seines Rivalen KFV stand, entwickelt sich der Verein in den nächsten Jahren zu einer echten Spitzenmannschaft und sicherte sich 1909 in Breslau den Titel des Deutschen Meisters. Eine der größten Spielerpersönlichkeiten war dabei Arthur Beier, der nicht nur 1899 beim Ur-Länderspiel in Karlsruhe auf dem Exerzierplatz stand, sondern auch am 7. Oktober 1900 als Kieler Student bei der Zugfahrt nach Lübeck dabei war, um den 1. Kieler Fußball Verein zu gründen und das allererste Spiel der heutigen KSV Holstein auszutragen.

Auf dem Engländerplatz wurde 1891 der Karlsruher FV gegründet
Stadtduell im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft 1910 zwischen dem Karlsruher FV und Phönix Karlsruhe

Das größte Spiel

Nicht München, nicht Dortmund, nicht Stuttgart, sondern Karlsruhe war am 1. Mai 1910 so etwas wie der Nabel der deutschen Fußball-Welt. Das größte Spiel der Karlsruher Fußball-Frühzeit war ohne Frage das Halbfinalspiel um die Deutsche Meisterschaft, in dem sich der amtierende Meister Phönix vor der damaligen Rekordkulisse von 8.000 Zuschauern im Stadion an der Telegrafenkaserne dem späteren Meister Karlsruher FV mit 1:2 geschlagen geben musste. Eine Woche später holte der KFV in Köln durch einen 1:0-Sieg gegen Holstein den Titel. Damit sicherte sich die Stadt Karlsruhe gleich zwei deutsche Meisterschaften in zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten. Das gelang im Fußball bis heute keiner anderen deutschen Stadt.

Jüngere Historie: Ein Auf und Ab

Machen wir einen weiten Sprung von den Anfängen in die jüngere Vergangenheit. Nachdem der KSC seit 1987 in der Bundesliga gespielt und in den Spielzeiten 1993/94, 1996/97 sowie 1997/98 sogar am damaligen UEFA-Cup teilgenommen hatte, stieg man 1998 in die zweite Liga ab. Nach zwei Spielzeiten in der 2. Liga ging es 2000 sogar für eine Saison in die damals drittklassige Regionalliga Süd. Es gelang der direkte Wiederaufstieg und 2007 sogar noch einmal die Rückkehr in die Bundesliga, wo die Badener bis 2009 spielten. Seitdem war Karlsruhe abgesehen von drei Saisons in der 3. Liga (2012/13, 2017/18, 2018/19) zweitklassig.

Eichner steht seit über vier Jahren an der Seitenlinie

Coach der Karlsruher ist mit Christian Eichner ein ehemaliger KSC-Spieler, der in der eigenen Jugend ausgebildet wurde und von 2005 bis 2009 auch im Herrenbereich des Vereins spielte. Der Coach steht mittlerweile seit vier Jahren an der Seitenlinie der Karlsruher Profimannschaft und ist somit nach Elversbergs Horst Steffen der dienstälteste Trainer der 2. Liga.

Christian Eichner ist seit 2020 KSC-Trainer

Gondorf macht Schluss

Für Schlagzeilen sorgte der kommende Gegner unserer Störche Mitte Februar mit der Bekanntgabe des Karriereendes von Jerôme Gondorf im Sommer. Der aktuelle Kapitän der Mannschaft, der bislang in 138 Profispielen für die Karlsruher auf dem Platz stand, möchte sich nach dieser Saison seiner Familie widmen. „Liebe KSC-Familie, der Moment ist nun gekommen: Der Kapitän geht von Bord! Ich möchte allen Mitmenschen danken, die die viereinhalb Jahre mit mir geteilt haben“, sagte der Mittelfeldakteur auf der Vereinswebseite. Auch Cheftrainer Eichner zeigte sich in der Vereinsmeldung emotional: „Seit seiner Rückkehr zum KSC war, Jego‘ von der ersten Minute an nicht nur auf dem Platz extrem wertvoll, er war für mich auch als Kapitän mein verlängerter Arm auf dem Platz.“

Jerome Gondorf (li.) hört im Sommer auf. Foto: DFL/Getty Images/Christian Kaspar-Bartke

KSC kommt mit Rückenwind

Im Holstein-Stadion dürfte mit dem 35-Jährigen aber noch zu rechnen sein, immerhin stand er in dieser Saison von 24 möglichen Partien 20 Mal auf dem Rasen. Unsere Störche wollen natürlich vor heimischer Kulisse den zweiten Sieg gegen den KSC in dieser Saison einfahren. Die bisherige Bilanz spricht dabei für Holstein. In insgesamt zehn Aufeinandertreffen, davon neun in der 2. Liga und eins im DFB-Pokal 1978, konnte unsere KSV sechs Siege einfahren. Einmal trennte man sich Unentschieden und drei Mal gewannen die Karlsruher. Gute Vorzeichen also für einen spannenden Fußballnachmittag am kommenden Samstag im Holstein-Stadion, zumal mit den Badenern ein formstarker Gegner an die Förde kommt: Der KSC arbeitete sich durch konstante Leistungen kontinuierlich in der Tabelle nach oben (nur eines der letzten zwölf Spiele wurde verloren), sodass man aktuell Rang acht belegt. Großen Anteil am jüngsten Höhenflug hatte Igor Matanovic. Der Stürmer ist in dieser Saison von Eintracht Frankfurt ausgeliehen und startet seit Dezember mächtig durch und erzielte in den letzten zehn Spielen acht Tore. Holstein ist also gewarnt, auf den gebürtigen Hamburger gut aufzupassen…

Igor Matanovic ist mit zehn Saisontreffern bester KSC-Torjäger. Foto: DFL/Getty Images/Christian Kaspar-Bartke

Diesen Artikel teilen

Facebook
Twitter